07. Spieltag 1990/91: Eisenhüttenstädter FC Stahl - FC Berlin 0:0

Fürs Libero-Geld einen neuen Stürmer
Das Interessanteste aus Eisenhüttenstadt zuerst: Für die lohnende Ablösesumme von Hertha BSC für Libero Uwe Szangolies wird Stürmerblut gekauft! Ein Ungar, ein Däne vom Erstligisten Silkeborg IF oder ein Mann von den Reinickendorfer Füchsen sind im Gespräch. Daneben gab es noch eine erfreuliche Handlung: die Verlosung einer zehntägigen Spanienreise. Dem Gewinner Thomas Eitner lachte in der Pause das Herz. Ansonsten konnte einem diese Begegnung der Kellerkinder Eisenhüttenstadt kontra Berlin auf den Magen schlagen. Was den 1.400 Besuchern nämlich geboten wurde, ging über die berühmte Hutschnur. Mit zunehmender Spielzeit kam immer mehr das Gefühl auf, daß beide Vertretungen auch mit einer Stunde Zugabe kein Tor erzielt hätten. Beide Trainer nahmen dann auch kein Blatt vor den Mund. Günther Reinke vom FC Stahl sprach rundweg von einer Riesenenttäuschung.

"Wir hatten uns eigentlich viel vorgenommen, doch die Querelen um den Weggang von Uwe Szangolies hinterließen doch ihre Wirkung. Am Ende war es wohl eine Zumutung für die Zuschauer. Das Spiel hatte einfach keinen Sieger verdient. Dennoch breche ich nicht den Stab über meine Mannschaft, da wir ja unsere Abwehr durch den verletzungsbedingten Ausfall von Olaf Bitzka zusätzlich umstellen mußten. So wurden die Aufgaben zumindest dort ordentlich gelöst." Jürgen Bogs stieg in seinem Resümee vorsichtig mit den Worten ein, daß die Zuschauer "nicht gerade ein hochklassiges Spiel, in dem es nur wenige Torraumszenen gab, gesehen haben". Das klang noch sehr human, denn fuwo notierte beim besten Willen nur drei als gut zu bezeichnende Chancen. Dann haderte der Berliner Trainer auch mit seiner Mannschaft.

"Es war wesentlich mehr für uns drin. Bei mehr Engagement und mehr Übersicht hätten wir beide Punkte aus Eisenhüttenstadt entführen können und müssen. Schließlich haben Spieler wie Reich, Herzog, Bonan oder Küttner wesentlich mehr drauf. Immerhin haben wir die dritte Partie in Folge, das Dienstagspiel bei Tennis Borussia (0:0) eingeschlossen, ohne Gegentor überstanden. Mehr Stabilität in der Abwehr war ja bei uns ein Grundproblem." Zum Niveau der Partie muß unbedingt angemerkt werden, daß die Zahl der Fehlpässe und Mißverständnisse kaum noch zu überbieten war. Beide Mannschaften hatten offenbar Angst vor der eigenen Courage und wollten unter keinen Umständen verlieren. "Das grenzte ja schon an Sitzstreik", formulierte es drastisch ein Zuschauer. Wieviele kommen da noch beim nächstenmal?

Eisenhüttenstädter FC Stahl:
Rudwaleit; Neupert; Backasch, Waldow, Kluge, Bartz; Rambow, A. Wittke, Lahn; Schulz, Löhnert (67. J. Wittke)
FC Berlin:
Kosche; Lenz; Fügner, Herzog, Reich, Ksienzyk; Bonan, Küttner, Strecker (78. Rehbein); Zimmerling (88. Backs), Pronischew

Schiedsrichter:        Weise (Pößneck)
Zuschauer:             1.400

Peter Hennig, Fußballwoche (Ost), 08.10.1990