06. Spieltag 1990/91: FC Berlin - 1. FC Lok Leipzig 1:0

FC Berlin: Ein Libero und ein Torwart neu?
Nach sechs Meisterschaftsspielen sieht es gar nicht mehr so klar aus, daß die beiden traditionsreichen Clubs den Sprung in die Bundesliga schaffen. Der FC Berlin, zehnfacher DDR-Meister in den 80er Jahren, krebst gar am Tabellenende herum, wenn auch nach diesem glücklichen ersten Saisonsieg wieder etwas Hoffnung keimt. Auch der 1. FC Lok Leipzig hat sich bisher mehr schlecht als recht durchgewurstelt. Mit seinen 6:6 Punkten ist er im sehr ausgeglichenen Oberligafeld noch auf Tuchfühlung zur Spitze, aber zugleich auch in bedrohlicher Nähe zum Tabellenende. Immer noch und immer wieder ist deshalb bei beiden dieses Thema aktuell: neue Spieler gesucht, die den großen Aderlaß vor der Saison wieder einigermaßen ausgleichen könnten. In der nächsten Woche hofft der FC Berlin auf Entscheidungen. Ilja Walow, Bulgariens Nationaltorhüter von Lok Sofia, hat sich vorgestellt. Mit dem Eisenhüttenstädter FC Stahl möchte man sich über Libero Uwe Szangolies einigen.

Doch ob das die Lösung ist? Gegen Lok konnte Trainer Jürgen Bogs gerade seine Spieler auf diesen Positionen besonders loben. Torhüter Oskar Kosche rettete in den letzten Minuten mit tollen Paraden den glücklichen Sieg, und Jörn Lenz, in der 16. Minute für den verletzten Chaloupka eingewechselt, lieferte eine grundsolide, fehlerfreie Libero-Partie. Berliner Fusionsgedanken, ob mit Union, Blau-Weiß oder Hertha BSC, dementierte für Verwaltungsrat, Geschäftsführung und Präsidium des FC Berlin der Vizepräsident Wolfgang Reusse eindeutig: "Bis Saisonende besteht dafür keine Notwendigkeit." Hertha und Blau-Weiß hatten ohnehin bereits abgewinkt. Unter den 753 (!) Zuschauern waren diesmal keine Randalierer. "Hooligans sind keine FCB-Fans. Auf deren Besuch legen wir keinerlei Wert", erklärte Reusse. Erst Mittags 11 Uhr erfuhr Leipzigs Trainer Gunther Böhme aus der Presse, daß das Spiel von 18 auf 16 Uhr 30 vorverlegt worden war. "Das gehört doch ins Kuriositätenkabinett", reagierte er berechtigt sauer.

FC Berlin:
Kosche; Chaloupka (16. Lenz); Ksienzyk, Reich, Herzog, Fügner; Strecker, Küttner, Bonan; Pronischew, Zimmerling (72. Rehbein)
1. FC Lok Leipzig:
Saager; Lindner; Kracht, Edmond, Wunderlich, Bredow; Hammermüller, Liebers (62. Trommer), Kerper; Hobsch, Halata

1:0 Edmond             (84., Eigentor)

Schiedsrichter:        Habermann (Sömmerda)
Zuschauer:             753

Günther Wirth, Fußballwoche (Ost), 01.10.1990