18. Spieltag 1989/90: HFC Chemie - FC Berlin 1:2
Holzauktion
Darius Wosz war der Optimismus in Person, vor dem Anpfiff. "Die Mannschaft ist unverkrampft, mit Abstieg, denke ich, werden wir nichts zu tun haben. Auch ohne Siege letzthin haben wir nicht schlecht gespielt, aber eben erfolglos.” Bei der "bösen Sieben" (ohne Sieg) blieb es nicht, im 8. Glied der Negativserie setzte es gar die 2. Heimniederlage! Mit schlimmen Folgen. "Nun stehen wir unter der kalten Dusche", sagte Bernd Donau mit versteinertem Gesicht. Und "Chef" Karl Trautmann: "Hoffentlich wissen jetzt alle, was die Glocke geschlagen hat." Es sind Alarmglocken, die in der Saale-Stadt läuten. Von ungefähr kommt die prekäre Lage nicht. Personalnot, komprimiert durch eine Zerrung von Lorenz, durch Pennekes 3. "Gelb".
Der schnelle Machold, der wendig-eifrige Kapitän Schülbe, vornehmlich durch Tretschok mit Vorstößen auf der linken Flanke unterstützt, sorgten durchaus für Unruhe und Turbulenzen vor Kosches Tor, aber den Punkt aufs i zu setzen, das klappte partout nicht. Der HFC lud zur Holzauktion, dreimal sprang das Leder von Latte (Schülbe/58., Rziha/73.) und Pfosten (Wüllbier/76.) zurück, in torverheißenden Szenen, "aber keiner faßte nach", legte Karl Trautmann Wunden offen. Zu der Zeit freilich führte der FCB, lange durchdachter, besser organisiert, schon 2:0. Beim Gastgeber war das Aufbäumen längst von Hast und Hektik durchsetzt. Doll, zwei Tore begründet aberkannt, vorn dennoch stets brandgefährlich, Rohde hinten mit "Abfangjäger" Ksienzyk über den Dingen. "Glück gehört halt auch dazu", so Peter Rohde. Der HFC hatte es nicht.
HFC Chemie:
Adler; Rziha; Schön, Wüllbier; Neitzel (58. Nowotny), Radtke, Wosz, Tretschok, Wawrzyniak; Machold, Schülbe
FC Berlin:
Kosche; Rohde; Buder (35. Tolkmitt), Herzog; Bonan, Ksienzyk, Strecker, Ernst (79. Lenz), Küttner; Anders, Doll
0:1 Anders (43.)
0:2 Herzog (60.)
1:2 Wüllbier (80.)
Schiedsrichter: Scheurell (Wusterhausen)
Zuschauer: 7.100
Horst Friedemann, Neue Fußballwoche, 28.03.1990