14. Spieltag 1989/90: FC Rot-Weiß Erfurt - FC Berlin 1:3

Dolls "Traumtor"
Geradezu frappierend der Szenen- und Rollenwechsel im Verlauf der 90 Spielminuten. Auf der einen Seite ein verunsichert startender, am Ende aber als absoluter Chef den Platz verlassender FC Berlin, auf der anderen ein zu Beginn mannschaftlich äußerst geschlossen wirkender, in der letzten halben Stunde jedoch regelrecht auseinandergenommener Gastgeber. Die sich Demme bereits in der Anfangsphase bietende, von Reich mit letztem Einsatz zunichte gemachte Großchance (2.) war typisch für den verlauf der ersten 20 Minuten, in denen die Gäste schon klar in Rückstand geraten konnten, ja mußten. Schon gegen Schluß des ersten Abschnitts änderte sich dann zusehends die Optik.

Das Duo Ernst-Bonan war nun sichtlich um ein Ende der Berliner Mittelfeld-Lethargie bemüht. Doll begann seine Karussellfahrten mit der Rot-Weiß-Abwehr. Der FCB wurde insgesamt stärker und sicherer. Bei den Erfurtern zeichnete sich bereits zu diesem Zeitpunkt "der Zerfall ab, der folgerichtig zur Niederlage führte", so Lothar Kurbjuweit. Vogels Führungstreffer weckte zwar noch einmal kurz Hoffnung beim Gastgeber, doch dann kam die große halbe Stunde des Thomas Doll. Er ganz allein entschied die Partie, nahm mit seinen fast mühelos wirkenden Sololäufen den Gastgebern den letzten Rest an Selbstsicherheit und entschädigte mit dem Traumtor zum 2:1 das Publikum für die Enttäuschung über den Leistungsabfall der eigenen Mannschaft.

FC Rot-Weiß Erfurt:
Hoffmeister; Dünger; Sänger, Bühner; Baumbach, Romstedt, Räthe, Abel, Linke; Demme (73. Holik), Vogel
FC Berlin:
Kosche; Rohde; Ksienzyk (69. Backs), Herzog, Reich; Bonan, Ernst, Boer (31. Küttner), Buder; Anders, Doll

1:0 Vogel              (54.)
1:1 Reich              (60.)
1:2 Doll               (77.)
1:3 Doll               (90.)

Schiedsrichter:        Bußhardt (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer:             7.000

Gerhard Weigel, Neue Fußballwoche, 27.02.1990