08. Spieltag 1989/90: FC Hansa Rostock - BFC Dynamo 3:1

BFC nahm sich selbst die Luft zum Atmen
Die Sprache der Fakten war eindeutig: 16:5 Torschüsse und 10:4 Eckstöße für Hansa und somit auch fast adäquat ein 3:1 an Toren, was dem BFC die erste Saison-Niederlage beibrachte. Eine von Sorgen geplagte Hansa-Elf (März operiert, Jarohs, Wahl gesperrt, Ullrich verletzt und auch Schlünz als Operationskandidat) wischte alles in erstaunlicher Weise vom rasen und verblüffte den innerlich auf eine mühelosere Partie eingestimmten BFC ein ums andere Mal. Daß sich Reich wie Küttner ihr Gelb durch Fouls am 19jährigen Henri Fuchs holten, sagt schon manches. Überragender Stürmer aber war Röhrich, mit dem Herzog nach seiner glänzenden EC-Partie in Monaco gegen Weah wie Hateley ständige Probleme hatte. So traf Röhrich per Kopf (1:0), prüfte Rudwaleit noch mehrfach, legte Weichert mit weitem Flügelwechsel den Ball zum 3:1 auf den Fuß und schmetterte Rudwaleit einen 25-m-Freistoß in den Winkel (2:1).

Weil Trainer Jäschke einen keineswegs so aggressiven FC Hansa erwartet hatte, schickte er Olympia-Kandidat Strecker statt Ksienzyk ins Spiel. Diesem öffnete ein Rohde-Paß auch die fast zwingende Ausgleichschance, aber Kunath hielt (39.). Die mit Strecker angestrebte Wirkungssteigerung des Mittelfeldes mußte ausbleiben, weil man sich dort mal wieder selbst die Luft zum Atmen nahm. Denn Thom drängte sich da mit hinein, fehlte vorn, bot in der 81. min den ersten Torschuß und ließ Doll sich vorn allein am zähen, kleinen Arnholdt (von Schiffahrt/Hafen eilig verpflichtet) aufreiben. Gemeinsames fand nicht statt. So war die Effektivität des FC Hansa auch das Produkt der viel gescheiteren Arbeitsteilungen. Daß der BFC mit der etwas unglücklicheren Vorteilsmißachtung von Schiedsrichter Wieland Ziller auch noch im Pech war, steht auf einem anderen Blatt.

Ein Tor von Doll, im Nachschuß nach Freistoß erzielt, mußte er annullieren, weil er zuvor bereit wegen zu früher Gegenaktion eines Hanseaten abgepfiffen hatte. Das aber sollte nicht den Blick auf die eigenen Mängel verkleben. Nach zwei dann nicht genutzten Gefahransätzen durch Doll wie Köller dann erst in der 28. min das erste Mal das Hansa-Tor anzuvisieren und in der 39. min den ersten Eckball herauszuholen, charakterisiert deutlich die Wirkungslosigkeit der ganzen ersten Hälfte. Hier versäumte es der BFC, dieser von Aufstellungsproblemen geschüttelten Hansa-Elf das Auftanken des Selbstvertrauens zu verwehren. Mit einem "Power-Play", das Hansa im Strafraum manchmal festband, versuchte der BFC gegen Ende noch das Remis zu erzwingen. Rohde wurde zum Antreiber an allen Ecken. Doch Tormöglichkeiten verbauten die leidenschaftlich gegenhaltenden Hanseaten - und konterten...

FC Hansa Rostock:
Kunath; Schulz; Alms, Arnholdt; Dowe, Rietentiet, Schlünz (46. Weichert), Weilandt, Babendererde; Röhrich, Fuchs
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Herzog, Reich; Strecker, Küttner (80. Anders), Ernst, Köller, Bonan; Doll, Thom

1:0 Röhrich            (34.)
1:1 Ernst              (70.)
2:1 Röhrich            (71.)
3:1 Weichert           (88.)

Schiedsrichter:        Ziller (Königsbrück)
Zuschauer:             15.000

Wolfgang Hartwig, Berliner Zeitung, 23.10.1989