26. Spieltag 1988/89: BFC Dynamo - FC Hansa Rostock 4:0

Zweimal schlug´s 13!
Beim BFC setzten die Junioren die Maßstäbe, die Erste zog nach. Erst Pokalsieg, dann Meisterschafts-Silber. Nun verabschiedeten sich beide mit eindeutigen Siegen und ansehenswerten Spielen gegen die Hanseaten, hier wie da lange ernsthafte Rivalen um die Medaillen. Am 26. Spieltag freilich waren sie es nicht mehr. "Ich hatte sogar bedenken, wir könnten hier untergehen", sagte ein erleichterter Werner Voigt. Dies bezog er allerdings nur auf das Resultat gegen den BFC, den UEFA-Startplatz sah er im Vertrauen auf den 1. FC Lok "nie gefährdet". So ausgelassen wie die etwa 4.000 (!) mitgereisten Fans aus der Ostseestadt, die bis kurz vor dem Abpfiff sogar noch Bronze bejubeln konnten, in stolzen Gesängen ihre Lieblinge "hochleben" ließen, wollte er sich nicht geben. "Es wurde Zeit, daß die Saison zu Ende ging", atmete er auf.

"Wir spielten lange an den Grenzen unserer Möglichkeiten, seit ein paar Wochen allerdings deutlich darunter." So auch beim BFC. Zwar versuchten sich noch mal alle zu straffen, an Einsatz ließ es keiner missen, aber die frische Brise fehlte. Daß Röhrich, Wahl, die nebst Ullrich, Wriedt ersetzt werden mußten, eben nicht gleichwertig zu ersetzen sind, war unschwer festzustellen. Umstellungen, Weilandt als Manndecker gegen Thom , Schulz wie gegen Zwickau wieder Libero, März aber im Mittelfeld, sollten über die schwere Hürde hinweghelfen. "Wer Thom Spielraum gibt, ist verloren", gab Voigt zwar seinen Schützlingen mit auf den Weg, aber den gegen Saisonende bestens aufgelegten Ball-Solisten vermochte keiner zu bändigen. Zweimal schlug´s gewissermaßen 13! Erst sorgte Doll für diese Saison-Torquote, dann zog Thom mit zwei attraktiven Treffern nach.

Und daß Einwechsler Reich das schönste der vier Tore erzielte, bestätigte nur, der BFC spielte im geschlossenen Ensemble und aus allen Reihen torgefährlich. Auch andere besaßen noch ihre Chancen, die allergrößte wohl Köller (29.), nachdem Pastor (übrigens sehr mannschaftsdienlich und wirkungsvoll) mit wuchtigem Kopfball an Kunath gescheitert war und Thom den Ball vor Köllers Füße dirigiert hatte. Mithin, es hätte für Hansa schlimmer noch kommen können. Der Vizemeister stellte sich in Spiellaune vor, wie er sie in der gesamten Spielserie zu Hause kaum anzubieten verstand. Ein versöhnlicher Abschluß, auch für den Anhang, vor allem aber für den scheidenden Trainer Jürgen Bogs, dem seine "Truppe" als Abschiedsgeschenk wohl den Beweis liefern wollte, daß sie so schwungvoll spielen kann, wie er es in seinen 12 Jahren stets abgefordert hatte.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; B. Schulz (55. Reich), Ksienzyk; Ernst, Lenz, Fügner, Köller; Pastor, Thom, Doll (72. Küttner)
FC Hansa Rostock:
Kunath; Schulz; Alms, Rietentiet, Weilandt; Babendererde, Schlünz (58. Jarohs), März, Wunderlich; Kruse, Fuchs (81. Kluth)

1:0 Doll               ( 2., Handstrafstoß)
2:0 Thom               (25.)
3:0 Thom               (38.)
4:0 Reich              (88.)

Schiedsrichter:        Ziller (Königsbrück)
Zuschauer:             9.000


Horst Friedemann, Neue Fußballwoche, 06.06.1989