25. Spieltag 1988/89: FC Carl Zeiss Jena - BFC Dynamo 0:1

Sieg mit sieben "Todsünden"
Der BFC gewann gegen Perry Bräutigam mit 1:0! Diese, zugegeben etwas saloppe Bemerkung trifft dennoch den Kern. Wann immer nämlich die Thom, Ernst, später auch Reich und Doll mutterseelenallein auf das Jenaer Tor losstiefelten, und das passierte in der munter bewegten Partie immerhin siebenmal (!), am Zeiss-Keeper brachte keiner den ball vorbei. "Das Konterspiel der Thom, Ernst und Doll war vom allerfeinsten, aber keiner versuchte es dann gegen den prächtigen Bräutigam mal mit Köpfchen", wunderte sich nicht nur DFV-Trainer Eberhard Vogel. So mutete es schon fast kurios an, daß erst ein Weitschuß des quicklebendigen Andreas Thom den Tor-Bann brach. "Ausgerechnet da war mit völlig die Sicht versperrt", ärgerte sich der 26jährige Schlußmann, der gegen den 18-Meter-Volleyschuß, der zudem noch Effet besaß, wahrlich chancenlos war.

Ich kann meiner Mannschaft keine Vorwürfe machen. Sie kämpfte und rackerte hingebungsvoll um den Sieg und um unsere EC-Chance. Aber gegen diesen bestens disponierten BFC hätte sie nicht nur an der Grenze ihrer Möglichkeiten, sondern auch noch ein Stück darüber hinaus spielen müssen." Lothar Kurbjuweit brach mit Recht nicht den Stab über seine Elf. Aufgeschreckt durch drei glasklare Konterchancen der Berliner (Ernst, Thom zweimal) in der ersten Viertelstunde, gebremst von zu vielen Ballverlusten im ersten Durchgang, wies sie später erhebliche Steigerungsraten nach (Penzel, Röser, Böger, Meixner). Das Fehlen von Peschke (6. Verwarnung) und Raab jedoch konnte trotz aller Hingabe und Laufbereitschaft nicht kaschiert werden. Peschke fehlte nicht nur als Organisator der Abwehr, "die gegen die Flitzer Thom und Doll keine Mittel fand", registrierte der in der Rehabilitation stehende Andreas Krause, seine Kopfballvorzüge wurden gerade vor dem BFC-Gehäuse vermißt.

Denn hier hatten der wie Rudwaleit Ruhe und Umsicht verbreitende Rohde, dazu B. Schulz und Ernst eindeutig die "Lufthoheit". Raab wiederum fehlte als Ruhepunkt, als ordnende Hand. Eine Rolle, die Ernst, "der seine beste Partie in der Rückrunde hinlegte" (freute sich Trainerassistent Helmut Koch), eindrucksvoll im BFC-Mittelfeld zu spielen wußte. Dabei hatte er mit Köhler und Lenz zwei drangvolle, einsatzfreudige Burschen an seiner Seite. Und wenn er sich mit Thom und Doll zusammenfand, dann war vor dem Jenaer Gehäuse in der Tat der Teufel los. "Endlich spielten wir wieder einmal kompakt, engagiert und flüssig aus der Abwehr heraus." So ein sichtlich aufatmender Jürgen Bogs nach dem knappen, dennoch hochverdienten Erfolg.

FC Carl Zeiss Jena:
Bräutigam; Penzel; Lesser (68. Weber), Röser, Ludwig, Szepanski; Böger, Stolz, Meixner; Sträßer, Zimmermann
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Fügner, B. Schulz, Ksienzyk (68. Zöphel); Ernst, Lenz, Köller; Pastor (77. Reich), Thom, Doll

0:1 Thom               (63.)

Schiedsrichter:        Scheurell (Wusterhausen)
Zuschauer:             4.000


Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 30.05.1989