22. Spieltag 1988/89: FC Karl-Marx-Stadt - BFC Dynamo 2:1

Pokal-Revanche gelungen
Für den FCK gab es fast ein halbes Dutzend Gründe, diese Begegnung erfolgreich abzuschließen: die Revanche für das verlorene Pokalfinale, die Möglichkeit, mit einem Sieg das Fundament für einen Startplatz im UEFA-Cup weiter zu festigen, in Verbindung damit selbstverständlich die Chancen auf den Gewinn einer Meisterschaftsmedaille aufrechtzuerhalten. Und nicht zuletzt die Rehabilitierung  vor dem eigenen Publikum, nachdem das letzte Punktspiel gegen Wismut Aue total gegen den Baum gegangen war. Ganz abgesehen davon, daß ein Doppelpunktgewinn gegen den noch amtierenden Meister jeder Truppe ohnehin gut zu Gesicht steht. Kein Wunder also, daß der Gastgeber sich eminent ins Zeug legte. Der Sieg des FCK war verdient. Daran gibt es gar keinen Zweifel. Unübersehbar dabei das lange Taktieren des Gastgebers, der aus den Fehlern des Pokalendspiels offensichtlich gelernt hatte.

"Der BFC sah hier in der Vergangenheit oftmals so gut aus, weil er imstande ist, aus einer verdichteten Abwehr blitzschnell zu kontern. Diese Möglichkeit wollten wir ihm diesmal nicht einräumen", verriet Libero Dirk Barsikow das taktische Rezept seiner Mannschaft. Thom und Doll also wurden in mehr oder minder "liebevolle" Manndeckung durch Bittermann und Fankhänel genommen. Dahinter sicherte der Ex-Neubrandenburger Barsikow ab. Es war ein Konzept, das im wahrsten Sinne des Wortes bis auf die letzte Sekunde aufging. Da erst vermochte Thom seinem unerbittlichen Schatten das erste Mal davonzulaufen. Müller konnte den einschußbereiten Doll nur noch unfair stoppen. Seine Offensivkonzeption vermochte der FCK freilich erst im zweiten Durchgang wirksamer umzusetzen. Köhler spielte dabei durchgängig einen auffälligen Part.

Steinmann und Mehlhorn steigerten sich auffällig. Dies freilich gegen einen BFC, der erheblich unter seinen eigenen Ansprüchen blieb. Trainer Jürgen Bogs mußte einmal mehr seine Mittelfeldachse einer herben Kritik unterziehen. Weder Ernst, der körperlich einfach nicht fit ist, Küttner, Bernd Schulz oder Fügner vermochten so etwas Ähnliches wie Regiequalitäten anzudeuten. Steinmann, obwohl noch nicht in Topverfassung, stellte sie fast mühelos in die Ecke. "Wir werden uns in der spielgestaltenden Zone unbedingt verstärken müssen", warf dann auch Trainer Jürgen Bogs einen Blick voraus. Der BFC versuchte den Druck auf den Kontrahenten später zu verstärken, indem er Köller einwechselte, Rohde quasi Mittelstürmer spielte - mehr als eine trügerische Feldüberlegenheit aber sprang dabei nicht heraus. Der klassische Konter über die Stationen Richter, Steinmann und Mehlhorn war der schlagende Beweis dafür.

FC Karl-Marx-Stadt:
Schmidt; Barsikow; Bittermann, Fankhänel; Ziffert, Köhler, Steinmann, Müller, Mehlhorn; Richter, Wienhold (58. Heidrich)
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Zöphel, Reich, Ksienzyk; Ernst (75. Backs), Fügner, Küttner (66. Köller), B. Schulz; Doll, Thom

1:0 Barsikow           (61.)
2:0 Mehlhorn           (87.)
2:1 Doll               (90., Foulstrafstoß)

Schiedsrichter:        Gläser (Breitungen)
Zuschauer:             9.500


Rainer Nachtigall, Neue Fußballwoche, 09.05.1989