08. Spieltag 1988/89: BSG Sachsenring Zwickau - BFC Dynamo 0:3

Ein überzeugender Auftritt
In dieser vorgezogenen Partie der 8. Runde passierte eigentlich das Normale. Der Meister ließ sich vom Neuling, der zuvor daheim selbst gegen Dresden (0:1) fest mitgehalten hatte, zuletzt dem FCK ein Bein stellte (2:1) weder ein X für ein U vormachen und wies ihn souverän in die Schranken. "Eine imponierende Vorstellung der Dynamos. Viel Glück und Erfolg für Bremen." Diese Worte von Udo Schmuck an Jürgen Bogs waren keine leeren. Natürlich war der Zwickauer Trainer nicht gerade erbaut darüber, wie wenig Widerstand seine Schützlinge, "die zu ängstlich, regelrecht gehemmt agierten", dem Titelverteidiger entgegenzusetzen vermochten. Vor allem nach vorn fehlte es den Gastgebern an Mut, an Durchsetzungsvermögen, eben an Biß. Hier kämpfte Mitzscherling, der unermüdlichste, unerschrockenste, einen schier aussichtslosen Kampf.

In der Abwehr, "in der wir nicht energisch genug mitmischten, zu weit von den Leuten wegstanden", so Assistent Dietmar Pohl, behielt wenigstens Schlußmann Trötschel klaren Kopf. Er reagierte glänzend bei Gewaltschüssen von Thom (19.), Pastor (27.) und Doll (33.), gewann zudem das Elfmeterduell gegen Pastor (5.), holte dessen zwar plaziert, aber viel zu schwach geschossenen Ball aus der rechten Ecke. Ausgelöst hatte es Richter, der Thoms erstes unwiderstehliches Solo nur noch mit einem Griff zum Jersey aufzuhalten vermochte. Diese tat des Keepers hinterließ aber keine Signalwirkung bei den Platzherren, noch löste sie Nervosität bei den Berlinern aus. Die, in allen Belangen klar überlegen, zogen wie auf dem Trainingsplatz gelöst, selbstbewußt und resolut (Rohde, Reich) ihre Kreise und bestimmten durchweg überzeugend das Geschehen.

Dabei gefiel die Konzentration in der Abwehr, aus der beide Außenverteidiger (Köller, Herzog) mobil und forsch vorwärts marschierten. Für den Kombinationsfluß der Dynamos, deren variable, weiträumige und vor allem schnelle Folgen die Zwickauer nie einzudämmen vermochten, zeichneten vor allem Ernst, M. Schulz und Küttner verantwortlich; vorn waren die flinken, antrittsschnellen Thom und Doll nie zu stellen. Die einzige Einschränkung am überzeugenden BFC-Auftritt: Trotz der nahezu erdrückenden Vorteile schoben sie, nachdem Doll nur den Pfoten traf (59.), die endgültige Entscheidung bis zur 84. Minute auf. Hier trat wieder einmal der eingewechselte Anders mit einem wuchtigen 16-Meter-Schuß auf den Plan: Jürgen Bogs nahm es zufrieden und gelassen auf. "Konzentriert und spielfreudig. Wir können Bremen mit Ruhe angehen."

SG Sachsenring Zwickau:
Trötschel; Babik; Pohl, Richter, Mittag; Heineccius (46. Schreiber), Viertel, Steinborn; Kreibich, Göldner (69. Rother), Mitzscherling
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Reich, Köller, Herzog; Schulz, Küttner, Ernst; Pastor (76. Anders), Thom, Doll (73. Grether)

0:1 Thom               (10.)
0:2 Ernst              (20.)
0:3 Anders             (84.)

Schiedsrichter:        Roßner (Gera)
Zuschauer:             5.000


Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 11.10.1988