26. Spieltag 1986/87: BFC Dynamo - FC Karl-Marx-Stadt 2:0

Ein schneller Doppelschlag
Wer bei den Berlinern A (Thom) sagt, muß auch B (Doll) sagen. So jedenfalls die Bräuche seit diesem Jahr, besonders in den letzten Tagen, als die beiden Juniorenauswahlspieler des Jahrgangs 1984 nun auch als Duo im Angriff der Nationalmannschaft auftraten. Gegen den FCK sorgten sie vor der Meisterehrung für einen schnellen Doppelschlag. Thom nutzte mit Kopfball ins leere Tor die Zuschauhaltung der Karl-Marx-Städter Hintermannschaft, Doll legte eine technische Delikatesse nach hoher Eingabe von Pastor auf den Meistertisch dazu. "Natürlich wollten wir uns mit einer konzentrierten Leistung verabschieden, aber nach der Pause war dann doch die große Luft heraus", urteilte BFC-Coach Jürgen Bogs. Seine Mannen wirkten in der Tat in den ersten 45 Minuten spielerisch gelöst, warteten mit vielen Einfällen und schwungvollen Aktionen auf.

Das Duo Thom-Doll zeigte sich in erster Linie dafür verantwortlich. Ernst mit gekonnten Pässen dirigierte aus dem Hinterhalt, der für den an einer Leistenzerrung laborierenden Reich eingewechselte Brestrich unterstrich mit seinen Vorstößen, daß er eine Anwartschaft für eine Verteidigerposition in der nächsten Saison anmelden möchte. Als sich die Dynamos innerlich schon auf die Ehrung vorbereiteten, verflachte ihr Spiel. Doch auf den Rängen nahm ihnen das nach der langen, strapaziösen Saison niemand übel. Auch Bogs zog sich vollends auf die Trainerbank zurück, weil seine Anweisungen zwar aufgenommen, aber im Gefühl der Freude nicht mehr so recht umgesetzt wurden. Kapitän Rohde wollte sein Saisonabschlußtor schießen, Ernst liebäugelte mit dem Liberoposten. Für die Himmelblauen aus Karl-Marx-Stadt ging es um nicht mehr als einen würdigen Partner im Finalspiel. Das waren sie.

Denn Trainer Heinz Werner kam ohnehin vorher aus den Besetzungssorgen kaum heraus. Die Liste der verletzten oder gesperrten Akteure, dazu Hiemann und Steinmann im Aufgebot der "U 20", war fast so lang wie die verkündete Formation für die Sonnabendpartie. Da aber die FCK-Akteure allesamt über spielerisches Vermögen verfügen, im Kombinationsspiel durchaus Veranlagung verrieten, nutzten sie die Unbeschwertheit in diesem Spiel zu einigen durchdachten Angriffszügen. "Was wir aber aus unseren Möglichkeiten machten", Heinz Werner konnte auch diesmal das FCK-Klagelied der Saison anstimmen. Heidrich (3., 74., 89.), Bletsch (23.), Persigehl (50.) und Keller (83.) schossen Rudwaleit in die obere Punktregion, weil sie selbst in bester Position mit dem Leder nicht das Entscheidende anzufangen wußten. Vielleicht wollten sie aber auch nicht dem BFC mit einem Gegentor die Meisterfeier versalzen.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Fügner, Reich (18. Brestrich), Ksienzyk; Backs (58. Anders), Ernst, M. Schulz; Thom, Pastor, Doll
FC Karl-Marx-Stadt:
Kompalla; Bähringer; Müller, Heß, Fankhänel (15. Illing); Keller, Heidrich, Wienhold, Bletsch; Wemmer, Persigehl (70. Meier)

1:0 Thom               ( 9.)
2:0 Doll               (21.)

Schiedsrichter:        Ziller (Königsbrück)
Zuschauer:             5.500


Jürgen Nöldner, Neue Fußballwoche, 10.06.1987