25. Spieltag 1986/87: BSG Energie Cottbus - BFC Dynamo 0:1

Wie es sich gehört: Sieg = Titel
Energie-Trainer Fritz Bohla mag das Unheil geahnt haben. "Denkt daran", rief er bei der letzten BFC-Ecke seinen Abwehrspielern zu. Doch sie verstanden wohl seine Aufforderung nicht so recht oder führten sie zumindest schlect aus, denn eigentlich war bei Lempkes Ballbesitz die Gefahr schon bereinigt, doch dann nahm das Unheil (in Richtung Abstieg) seinen Lauf. "Am Ende ein Sieg des Tüchtigen, wenn auch ein wenig glücklich", urteilte BFC-Coach Jürgen Bogs. Vielleicht konnte er trotz vieler beschwörender Worte seinen Mannen doch nicht ganz die Gewißheit am Ohnehin-Titelgewinn aus den Gedanken treiben, denn seine Schützlinge wirkten, zumindest was das Vorwärtsspiel, die torgefährlicen Szenen betraf, sichtlich unkonzentriert. In der Hintermannschaft herrschte Ordnung dank Rohde und Reich.

Auch Rudwaleit machte die wenige Gefahr schnell zunichte. Nur Fügner bekam Probleme, weil er oft zu ungestüm den Kontrahenten angriff. Auch Ernst sah man das Bemühen um Zielstrebigkeit an, nicht von ungefähr der erneute Torschütze. Aber Doll und Thom als Zweierspitze sahen wir schon einfallsreicher und energischer. "Na Andi, ein großes Spiel war es gerade nicht", meinte Thomas Doll zu seinem Stürmerkollegen realistisch. Aber beim Anteil beider an der Meisterschaft, insbesondere dem von Thom, darf ein bißchen Zurückhaltung schon einmal attestiert werden. "Auch auf unserer Seite standen die besten Spieler in der Hintermannschaft", sagte Fritz Bohla. Vogel, Rath und Pohland agierten sehr kampfstark, resolut im Zweikampfverhalten, schirmten die Dynamos schon zumeist vor dem Strafraum ab. Aber nach vorn, da ging die Post zu selten ab, trauten sich die Gastgeber zu wenig zu.

Bohla hatte, wenngleich Fandrich ein wenig weiter vorn als die übrigen kämpfte, fast eine Sechserreihe im Mittelfeld aufgeboten. Die verengte klug die Räume für den Meister, doch der Ausbruch daraus wurde zu selten riskiert. Lempkes Scußchancen (64., 68.), Fandrichs Knaller (78.), Lempkes Kopfball (79.) oder eine Reiß-Eingabe (85.) ließen in der letzten halben Stunde zwar das Lausitzer Herz für Sekunden höher schlagen, doch der Sturz in die Ernüchterung folgte umso tiefer, als sogar das Unentschieden noch aus der Hand gegeben wurde. So frei durfte der Ernst nicht sein. Aber was hilft das Kopfschütteln im nachhinein. Wer weiß, ob den knapp 14.000 Zuschauern beim Pressefest nebenan danach noch das Feste und Flüssige an den Ständen schmeckte. Titelgewinn mit Sieg. Der Meister schaffte es doch noch. Der Berliner Bär konnte zur 750-Jahr-Feier zufrieden mit dem Kopf nicken.

BSG Energie Cottbus:
Schwerdtner; Vogel; Rath, Pohland; Lempke, Drabow, Lehmann (62. Irrgang), Reiß, Wolf; Besser, Fandrich (81. Melzig)
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Fügner, Reich, Ksienzyk; Backs (54. Pastor), Ernst, Küttner (84. Herzog), M. Schulz; Thom, Doll

0:1 Ernst              (88.)

Schiedsrichter:        Ziller (Königsbrück)
Zuschauer:             13.600


Jürgen Nöldner, Neue Fußballwoche, 26.05.1987