23. Spieltag 1986/87: BFC Dynamo - 1. FC Magdeburg 2:1

Erfolg von Kampfgeist und Cleverneß
Auswärts spielt es sich auch für unsere renommierten Vertretungen leichter! Oder? Jedenfalls demonstrierte der BFC im Herbst ´86 in Magdeburg die beweglichere, variablere Spielanlage, diesmal in Berlin eindeutig der 1. FCM. "In einem guten Oberligaspiel", wie DFV-Generalsekretär Karl Zimmermann urteilte, "mit Chancen auf beiden seiten und einem glücklicheren BFC, weil er seine Chancen besser nutzte." Dabei hatten die Gastgeber einen schweren Kampf zu bestehen, gegen den geradlinig operierenden, seine Schnelligkeitsvorteile nutzenden 1. FCM und nicht minder mit den diesmal eigenen Unzulänglichkeiten. Nach dem 0:2 in Bischofswerda und dazu ohne Vorstopper Reich mit umformierter Deckung rangen die Berliner um eigene Stabilität und spielerische Sicherheit, die sie jedoch im Verlauf der 90 Minuten nie erreichten.

"Die dynamische Spielweise des 1. FCM beeindruckte", kommentierte der langjährige BFC-Kapitän Frank Terletzki, "er war aus allen Reihen torgefährlich. Bei uns überwog der Kampf zu sehr im Spiel." Und das änderte sich selbst nach dem frühzeitigen Ausgleich und dem 2:1 noch vor der Pause nicht, obwohl da der Meister die Kraft des eigenen Gegenschlages spüren konnte. FCM-Torhüter Dirk Heyne bekannte später: "Wir hatten da Probleme in der Abwehr, die zu ´grün´ wirkte. Es haperte in der Abstimmung." Daß die beiden nur 1,76 und 1,74 großen Thom und Doll so ungestört ihre Kopfballdublette zum 1:1 ins Bild und dann Thom völlig frei sich in Szene setzen konnten zum 2:1, mußte er als "Sünden" empfinden. Ohne daß man Wittke in ungewohnter Liberorolle Vorwürfe machen sollte.

Was nutzten die Vorteile im Mittelfeld mit einem glänzenden Spiritus rector Steinbach ("in der Form einer der besten Spieler im Lande", so sein immer kritischer Trainer Joachim Streich), dem sehr mannschaftsdienlichen Halata (nur nicht mit Ausdauer über 90 Minuten) und dem von Motor Schönebeck zurückgekehrten Landrath? Und was brachte das Fleißpensum der beweglichen Wuckel und Losert, die Köller bis zur Pause und Ksienzyk überhaupt oft Rätsel aufgaben? Die bessere Optik zahlt sich im Fußball nicht immer aus. Für den Meister ist das 2:1 ein Erfolg von Kampfgeist und Cleverneß. Er besaß mit Thom den Mann, der in den entscheidenden Szenen die Entschlossenheit und Sicherheit aufbrachte, auch wenn er ansonsten - wie die Mannschaft insgesamt - vieles schuldig blieb. BFC-Trainer Bogs sprach von einem "Sieg der Moral".

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Fügner, Köller (46. Herzog), Ksienzyk; Backs, Ernst, M. Schulz; Thom, Pastor (88. Küttner), Doll
1. FC Magdeburg:
Heyne; Wittke; Schößler, Cebulla, Siersleben; Landrath, Halata (68. Rother), Steinbach, Bonan; Wuckel, Losert

0:1 Steinbach          ( 3.)
1:1 Doll               (19.)
2:1 Thom               (44.)

Schiedsrichter:        Stenzel (Forst)
Zuschauer:             12.000


Wolfgang Hempel, Neue Fußballwoche, 12.05.1987