17. Spieltag 1986/87: BFC Dynamo - BSG Stahl Riesa 2:0

Steter Tropfen höhlt den Stein
Steter Tropfen höhlt den Stein. Mit dieser Devise, eben einer ausgesprochen mühseligen, reichte es am Ende einer einseitig geführten partie noch zum Erfolg für die Dynamos. Eine überzeugende Leistung gelang ihnen zum Auftakt der "englischen Woche", in der sie ja dreimal in Berlin auftreten, nicht. "Zu unruhig, zu nervös, zu viele Einzelaktionen. Trotz klarer Feld- und Chancenvorteile fehlte es an Geschlossenheit und spielerischer Harmonie." So ein ziemlich gestreßter Jürgen Bogs, der angesichts der verpaßten Möglichkeiten schon Schlimmes befürchtete, nämlich den allerdings nie in der luft liegenden Ausgleich, ehe Frank Pastor mit seinem 14. Saisontor alles klar machte.

"Das war das einzige Mal, daß ic den Frank von der Leine ließ, und schon war´s passiert", ärgerte sich Thomas Dennstedt, der dem BFC-Torjäger zuvor nicht einen einzigen Torschuß gestattet hatte! Aber nach Thoms entschlossenem Dribbling, nach Küttners exakter Flanke "explodierte" der Schwarzschopf eben doch noch, plazierte seinen Kopfball aus acht Metern in die linke Ecke. Der famose Boden, der auch im dicksten Gewühl kühl blieb, sic vor allem gegen Thom, Doll und dem frei vor ihm auftauchenden Küttner (85.) auszeichnete, war hier ebenso machtlos wie gegen den prachtvollen Volleyschuß von Reich. "Und dabei zog ich mit meinem schwächeren linken Fuß ab", strahlte der lange Vorstopper über sein drittes Saisontor. Nach der zehnten Backs-Ecke und ungewollte Kopfballvorlage von D. Müller zischte sein Drehschuß wie eine Rakete hoch ins Netz.

"Die Mannschaft zog sich mehr als achtbar aus der Affäre. Ihre Moral, ihr Engagement läßt Raum für Hoffnungen." So ein dennoch zufriedener Reinhard Hauptmann, der vor allem die aufopferungsvolle Arbeit seiner Abwehr, vornweg der Recken im Zentrum (A. Schmidt, Dennstedt), herausstellte. Nach vorn allerdings bewegte sich der Elan der Gäste trotz dreier nomineller Stürmer in mehr als bescheidenen Grenzen (nur ein direkter Torschuß durch Jentzsch/23.). Hinten nämlich klappte die Abwehrorganisaton beim Meister (Rohde, Köller), der jedoch nach vorn in erster Linie gegen die eigenen Nerven und die daraus entstehenden Unzulänglichkeiten (Mißverständnisse, unkontrollierte Torschüsse, zu langes Ballführen, Spiel durch die Mitte, Vernachlässigung der Flügel) zu kämpfen hatte. Bei einem energischeren Kontrahenten...

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Köller, Reich, Fügner; Backs (53. Küttner), Ernst, M. Schulz; Thom, Pastor, Doll
BSG Stahl Riesa:
Boden; Schmidt; D. Müller, Dennstedt, Wilkanowski; Leonhardt, Kerper, Zschiedrich; Rische (30. Seifert), Jentzsch (71. G. Müller), Pfahl

1:0 Reich              (44.)
2:0 Pastor             (87.)

Schiedsrichter:        Bußhardt (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer:             5.500


Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 31.03.1987