16. Spieltag 1986/87: SG Dynamo Dresden - BFC Dynamo 3:2

Gütesiegel beim 44. Duell
Die Geschichte der Dynamo-Duelle kennt manche hochkarätige Begegnung. Dieses 44. Duell zählte mit zu den Besten, verdient ein Gütesiegel. Die Dresdner, bereits in der Vorwoche in Magdeburg mit Anteil an "Klassefußball" setzten ihren Formanstieg fort. Derart beeindruckend, daß ein konzentriert und klug im Konterspiel startender BFC nach einer 1:0-Führung noch in die Nähe des ´85er 1:4 an gleicher Stelle gedrängt wurde. Es war das Ergebnis einer Steigerung nahezu aller Dresdner Spieler, auch in der Abwehr, jüngst ja das Sorgenkind der Schwarz-Gelben. Selbst aus dieser letzten Reihe konnten sich Döschner, immerhin Bewacher eines Thom, auch Lieberam lösen, um den Druck nach vorn zu verstärken, ja selbst direkt torgefährlich zu werden. Wie die Gastgeber, von der leidenschaftlichen wie imponierenden Kulisse förmlich getragen, den 0:1-Fehdehandschuh aufnahmen und ihre Waffen zückten, das erinnerte an beste Dresdner Fußballtage.

Nichts ließ da den Rhythmus stocken, auch Sammers frühes Ausscheiden nicht (eine wohl nicht ganz auskurierte Zerrung brach wieder auf), selbst Teubers Stellungsfehler beim 0:1 kaum. Mit der größten Übersetzung wurde der Vorwärtsgang gesucht. Vorteile im Antritt, in der Spritzigkeit, im Zweikampfverhalten und in der Spielharmonie zeichneten sich bei Dresden ab, während der guten BFC-Auftaktphase Unruhe und Leistungsabfall in Einzelaktionen folgten. Fast jeder Dresdner Angreifer verbuchte Vorteile, Kirsten gegen Fügner, Minge gegen Köller, Jähnig gegen Ksienzyk. Der Druck auf das BFC-Deckungszentrum, in das Ernst zusätzlich und oft als Retter rückte, wurde verstärkt durch den Dauerläufer Stübner, der alle zum Zweikampf stellte, selbst aber kaum zu stellen war. Und selbst wenn Häfner wie Pilz diesem Beinwirbel vorn nicht Ebenbürtiges hinzufügen konnten, sie brachten dennoch nachhaltig ihre Qualitäten ein, sprich Übersicht, Zuspielpräzision und Ideen.

Und wie gesagt, dazu gesellte sich noch Döschner, der vom Bewacher zum Herausforderer wurde, das Duell mit Thom klar für sich entschied, wie nicht nur sein Tor belegte. Kurz, die Geyer-Schar verriet kaum Schwachstellen, wohl aber besaß sie Steigerungsraten, bis hinein in das Schlußdrittel, als man dem sich aufbäumenden Gast im Versuch, das 3:1 zu halten, zu sehr die Initiative überließ. Immerhin, auch da boten sich Minge und Kirsten noch Möglichkeiten, die Rudwaleit vereitelte. Auch wenn die Berliner nicht ihren besten Tag hatten, daß sie nicht klein beigaben, daß sie ihren Part im wechselvoll-packenden Ablauf spielten, machte nicht zuletzt die Güte dieses Spiels aus, das wen immer wir sprachen, übereinstimmend unter "hochklassig" eingestuft wurde. Auswahl-Trainer Stange wie DFV-Generalsekretär Zimmermann machten da keine Ausnahme. Ein Spitzenspiel, das nicht nur sie mit EM-Blick hoffnungsvoll stimmte.

SG Dynamo Dresden:
Teuber; Lieberam; Büttner, Trautmann, Döschner; Häfner (81. Gerstenberger), Pilz, Stübner; Kirsten, Minge, Sammer (12. Jähnig)
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Reich; Ksienzyk (53. Herzog), Köller, Fügner; Küttner, Ernst, Backs (60. M. Schulz), Thom; Pastor, Doll

0:1 Doll               (12.)
1:1 Kirsten            (22.)
2:1 Döschner           (23.)
3:1 Minge              (48.)
3:2 Pastor             (71.)

Schiedsrichter:        Prokop (Erfurt)
Zuschauer:             36.000


Horst Friedemann, Neue Fußballwoche, 17.03.1987