15. Spieltag 1986/87: BFC Dynamo - FC Rot-Weiß Erfurt 2:0

Das Tor löste die Beklemmung
Die äußeren Bedingungen waren wenig einladend. Ein sehr gut präparierter, aber eben gefrorener Platz und eisiger Wind ließen Spieler und Zuschauer lange Zeit nicht warm werden. Viele Einzelaktionen und Zweikämpfe brachten in den ersten 45 Minuten kaum einen Spielfluß zustande. Da werden wohl in der Halbzeitpause einige deutliche Worte gefallen sein. Die Erfurter beschäftigten sich offensichtlich noch mit dem von Hans Meyer Gesagten, warfen kurz nach Wiederbeginn ihr Konzept selbst über den Haufen, als Hoffmeister, der ansonsten eine tadelsfreie Partie lieferte, mehrfach hervorragend reagierte, eine Eingabe prallen ließ und Ernst aus sechs Metern vollenden konnte. Dieser Treffer löste die Beklemmung, bei den Berlinern nun endgültig die Bremsen (Ernst).

"Jetzt haben wir endlich Tempo und Druck aus allen Reihen heraus gemacht und so noch ein ansehenswertes Spiel geboten", betonte Jürgen Bogs, der vor allem seiner jungen Abwehrreihe (Reich 22, Ksienzyk 23, Köller 17, Fügner 20) großes Lob spendete, wobei der Jüngste - wie schon vor einer Woche - der Beste war, erst Weidemann, später dann Romstedt abmeldete und mit seinem energischen Vorstoß die endgültige Entscheidung erzwang, als er von Kräuter im Strafraum zu Fall gebracht wurde. Pastor verwandelte den Strafstoß sicher zum 2:0 (78.). Kurz davor hatte Köller, dem in den letzten fünf Minuten mit Herzog noch ein weiterer Junioren-Europameister folgte, mit einem herrlichen Paß Pastor im Strafraum völlig freigespielt, aber der konnte die große Gelegenheit nicht nutzen (71.). Pastor hatte an diesem Tage (bis auf den Strafstoß) offensichtlich nicht das richtige Zielwasser getrunken, konnte mit drei Kopfbällen (7., 25., 41.) und einem Schuß Hoffmeister nicht überwinden, wie auch Küttner im Alleingang auf das Tor keinen Erfolg hatte (37.).

Schließlich hatte Doll bereits Hoffmeister umspielt, doch seinen Schuß konnte Jung noch abwehren (58.). Auf Möglichkeiten in dieser Fülle und Güte warteten die Gäste vergeblich. Vlay und Busse tauchten nach ganz gutem Beginn mit unter. So blieb eigentlich über weite Strecken nur Jens König, der an seinem 22. Geburtstag sein erstes volles Oberliga-Punktspiel bestritt, mit zwei Schüssen (15., 60.) und einer gefühlvollen Flanke (27.) lange Zeit für die einzige Gefahr sorgte und zu einigen weiteren Hoffnungen berechtigt. Die Hoffnungen auf einen Torerfolg in Berlin blieben am Sonnabend aber recht gering, schließlich auf einen Schuß von Busse (63.) und einen Kopfball von Sänger (82.) beschränkt, bei denen Rudwaleit auf dem Posten war, im zweiten Fall allerdings das Glück auf seiner Seite hatte, daß Vlay zu lange mit dem Nachschuß zögerte. Das war insgesamt zu wenig, um den Meister auf eigenem Platz ernsthaft in Bedrängnis zu bringen.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Reich; Ksienzyk, Köller, Fügner; Küttner, Ernst, Backs (85. Herzog); Thom, Pastor, Doll
FC Rot-Weiß Erfurt:
Hoffmeister; Döring; Sänger, Berschuck, Kräuter; Jung, König, Hornik (70. Heun); Weidemann (56. Romstedt), Vlay, Busse

1:0 Ernst              (48.)
2:0 Pastor             (78., Foulstraftoß)

Schiedsrichter:        Supp (Meiningen)
Zuschauer:             6.500


Manfred Binkowski, Neue Fußballwoche, 10.03.1987