23. Spieltag 1985/86: BSG Sachsenring Zwickau - BFC Dynamo 1:1

Abschied mit fliegenden Fahnen
Die Zwickauer, für die der Abstieg nun Gewißheit wurde, nahmen mit fliegenden Fahnen Abschied. "Mit dieser jungen Mannschaft kommen wir wieder. Ein etwas glückliches, aber ganz gewiß nicht unverdientes Remis gegen den Meister." Recht hatte Alois Glaubitz, das "Sachsenring-Denkmal", denn die keß, engagiert und spielorientiert zu Werke gehenden Gastgeber setzten dem Tabellenführer in dieser ungemein turbulent und abwechslungsreich zugehenden Partie mehr zu, als dem drei Tage vor dem schweren Pokal-Halbfinalrückspiel beim 1. FC Lok lieb sein konnte. "Wir begannen viel zu verhalten und ohne Fortune und Druck aus der letzten Reihe heraus. Die Quittung war das 0:1 zur Pause", kritisierte Jürgen Bogs, der seinen Mannen beim Tee wohl einiges zu "erzählen" hatte.

Bis dahin nämlich brachten die beherzt, weiträumig und entschlossen aus der Tiefe den Angriff suchenden Platzherren (Keller, Langer, Wagner) den Favoriten mehrfach in Verlegenheit. Steinborn und Keller hatten bereits in den ersten sechs Minuten zwei Möglichkeiten, die dritte nutzte der kurz zuvor eingewechselte Nieher bei seinem ersten Ballkontakt! Ausgangspunkt war ein 40-Meter-Steilpaß von Wagner, der die komplette BFC-Abwehr überraschte. Rudwaleit kam zwar heraus, verharrte jedoch an der 16-Meter-Linie, und damit hatte der Einwechsler leichtes Spiel, hob den Ball seelenruhig über ihn hinweg. Backs dagegen brachte das Kunststück fertig und schlenzte das Leder, von Thom total freigespielt, aus fünf Metern über den leeren Kasten (18.). Benkert, kurz zuvor einen Gewaltschuß des herausragenden Thom parierend, war hier ebenso im Glück wie kurz vor der Pause, als Fügners 20-Meter-Schuß an die Latte klatschte (42.).

 In den 30 Minuten nach dem Wechsel zogen die Berliner dann alle Register. Jetzt aktivierte Rohde, der in der 37. Minute das erste Mal über die Mittellinie rückte (!), mehr und mehr mit B. und M. Schulz, Backs und vor allem Thom die Aktionen des Tabellenführers, bei dem Ernst pausierte. Jetzt wurde es ernst für die Sachsenring-Elf, die im BFC-Wirbel unterzugehen drohte. Aber nun sündigten die Gäste erneut, ließen auch die klarsten Chancen unkonzentriert, übernervös ungenutzt. Vornweg durch Pastor, Thom, Rohde und Küttner, während M. Schulz nur den Pfosten traf (60.). Zum Glück bewahrte ausgerechnet der Unerfahrenste, nämlich Brestrich, in seinem neunten Oberliga-Spiel kaltes Blut. Nach sehenswerter Aktion über Rohde-Thom-Pastor kanonierte er dessen Diagonalpaß aus 15 Metern aus vollem lauf flach ins rechte Eck. Diesmal war auch der famose Benkert machtlos, der ansonsten hinreichend die Gelegenheit nutzte, um sich auszuzeichnen.

BSG Sachsenring Zwickau:
Benkert; Babik; Becher, Wagner, Pohl; Keller, Langer, Schlicke, Steinborn; Schneidenbach (29. Nieher), Schumacher (81. Hiller)
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, B. Schulz, Brestrich; Küttner, M. Schulz, Fügner, Backs; Pastor, Thom

1:0 Nieher             (33.)
1:1 Brestrich          (56.)

Schiedsrichter:        Müller (Dresden)
Zuschauer:             5.500

Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 06.05.1986