21. Spieltag 1985/86: BSG Stahl Brandenburg - BFC Dynamo 1:1

Ein weiterer Stahl-Streich
Von Respekt hielt Stahl nichts, "auch wenn eine durchgehende leichte innere Unruhe bei allen lobenswerten Vorsätzen nicht auszuschalten war", wie Assistenztrainer Eckhard Düwinger später unsere Eindrücke erhärtete. Doch den Meister echt zu fordern, hatte sich der Gastgeber “mit aller kämpferischen Leidenschaft von der ersten Minute an verschrieben." Er versuchte Spiel und Gegner mit probaten Mitteln zu kontrollieren: Sicheres, durchdachtes Freispielen aus einer festgefügten, wenn im ersten Abschnitt (Ringk) auch nicht immer Ruhe ausstrahlenden Abwehr, hohe Laufbereitschaft im Mittelfeld, energisches, zielbewußtes Verhalten seiner Spitzen. Schoknechts Führungstreffer nach vorausgegangenem Fehler des über den Ball schlagenden Rohde bestärkte Brandenburg noch zusätzlich, leichte gegnerische Vorteile in der Mittelfeldharmonie durch druckvolles Spiel weitestgehend zu kompensieren.

Bis auf die Endphase der ersten Halbzeit, in der sich die Berliner nach zunächst zaghaft-langatmigen Aktionen (Ernst) in der Schußzone überzeugender in Szene zu setzen verstanden, in den Stahl-Reihen hingegen vorübergehend Bewegungsstillstand einzog, gelang das durchaus überzeugend. Daß beim Titelverteidiger in der Folgezeit von einer echt siegorientierten Einstellung kaum noch etwas zu spüren war, mit Backs der große "Mobilmacher" zudem wegen erklärlichen Kräfteschwunds vorzeitig das Feld räumte, tat der Klasse des Treffens alles andere als gut. "Auch in diesem Abschnitt blieb Stahl seinem Prinzip treu, das Spiel klar, geradlinig zu gestalten", anerkannte BFC-Trainer Jürgen Bogs. Vertrauen in die Leistungsbereitschaft seiner Deckung war gerechtfertigt, unzureichende Stoßkraft bei nur einer einzigen wirklichen Torchance (85. Kopfball von B. Schulz, den Märzke seelenruhig von der Linie wegnahm) jedoch beim besten Willen nicht zu übersehen und schon gar nicht auszuschalten.

Überlegenes individuelles Können geltend zu machen, gegen die nach wie vor kompakt wirkenden Brandenburger entscheidend in die Waagschale zu werfen, verstand der BFC nicht. So leuchtete die Bemerkung von Torhüter Detlef Zimmer, er habe in der Reihe jüngster Heimspiele "einen der geruhsamsten Nachmittage verbracht", jedermann im vollgepfropften Stadion ein. Ohne daß es reibungslos lief, weil Schaltstationen wie Janotta unter ihrer gewohnten Leistungsnorm blieben, setzte Stahl in den Spielanteilen die nachhaltigen Akzente bei der besten Möglichkeit durch Jeskes knapp verzogenen Kopfball (77.) mit tollem Einsatz. "In der Aufteilung des Raumes wirkte Dynamo geschliffener, doch das kam gegen unsere ehrgeizige Elf letztlich nicht zum Tragen", so der Kurzkommentar von Stahl-Trainer Peter Kohl. Fazit: Eine weitere Bewährungsprobe bestanden!

BSG Stahl Brandenburg:
Zimmer; Ringk; Märzke, Pahlke; Gumtz, Janotta, Lindner, Demuth; Jeske, Schoknecht, Döbbel
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, B. Schulz, Brestrich; Küttner (76. Troppa), M. Schulz, Thom, Backs (67. Trieloff); Pastor, Ernst

1:0 Schoknecht         (17.)
1:1 Thom               (35.)

Schiedsrichter:        Kirschen (Frankfurt (Oder)
Zuschauer:             16.000

Dieter Buchspieß, Neue Fußballwoche, 22.04.1986