19. Spieltag 1985/86: BFC Dynamo - SG Dynamo Dresden 5:2

Belebende Frühlingsluft und Tore...
Ein Osterspaziergang wurde es nicht, aber des "Frühlings holder, belebender Blick", er war schon spürbar. Beim BFC, der "seit Wochen endlich wieder Fußball fast nach Wunsch" (so Jürgen Bogs), spielte, und sogar - im zweiten teil wenigstens - bei den Dresdnern, die nach Irrungen und Wirrungen in der Abwehr bis hin zum 0:5 noch Moral und Können wiederentdeckten und auch noch zum Torsegen beitrugen. Dieses 43. Duell und der 16. BFC-Sieg (bei 18 für Dresden) zählen nicht nur zu den selten torreichen der langen Kette, sondern auch zu den saubersten, lockersten, wechselvollsten. Zwar war unübersehbar, daß da von der vielzitierten kombinierten Raum-Mann-Deckung nicht viel blieb, Döschner folgte Thom auf Schritt und Tritt, Brestrich duellierte sich mit Kirsten, Neitzel versuchte das wie Büttner mit Kaehlitz bzw. Pastor, aber alle bemühten sich dabei, fair auf den Ball orientiert zu kämpfen und vor allem auch zu spielen. Ja, das war sicherlich das wohltuendste: alles Mühen galt dem Spiel, bei hohem Einsatz und respektablem Tempo.

Und so erlebten die 18.000 Besucher eine Fülle guter Kombinationen, zwingender Toraktionen. Sieben Tore, darunter kuriose wie das 4:0 (als Kaehlitz einem Langpaß von B. Schulz nachsetzte, plötzlich freie Bahn bekam, weil Neitzel und Kuhn unglücklich zusammenprallten), darunter attraktive, wie Brestrichs Hechtflug in den auftippenden Flankenball zum 5:0. Viel Beifall, viel Anerkennung! Und es hätte nicht viel gefehlt, dieses Derby der alten Titelrivalen wäre mit drei dreifachen Torschützen in die Geschichte eingegangen. Peter Kaehlitz, für den knieverletzten Rainer Ernst in die Spitze gerückt, legte sie vor. Matthias Sammer zog "mit einer großartigen Steigerung" (so Karl Zimmermann) nach dem Wechsel mit zwei Treffern nach, den möglichen dritten holte holte Rudwaleit mit seiner ganzen Länge aus dem äußersten Winkel (86.).

Andreas Thom schließlich, weit munterer als noch am Mittwoch in Athen, zerschmetterte dreimal fast Latte und Pfosten. Weiträumige, fließende Kombinationen über den auffälligen Backs, über M. Schulz, Thom und den wohl seine beste Oberligaleistung anbietenden Küttner stellten die von Trautmann mit gutem Beispiel gestellte Gäste-Abwehr vor Probleme ("Neitzel und auch Büttner schienen zeitweilig schier überfordert", so Klaus Sammer), aber selbst im BFC-Torhagel verkrochen sich die Elbestädter nicht. Ihr Blick blieb nach vorn gerichtet. Aber die Unausgewogenheit ("Unsere Abwehr war bisweilen ein Irrgarten", so Dresdens Trainer) hinderte die Gäste nicht daran, mit den frischen Kräften der Förster und Rüster gewisse Schaltpausen in der BFC-Abwehr zu bestrafen. Sammer junior imponierte dabei und auch mit seinem Fazit: "Der BFC hat wirklich stark gespielt. Bei uns klappte es erst, als wir auf die Verfolgungsjagd mußten."

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, B. Schulz, Brestrich; Küttner, M. Schulz, Backs (59. Terletzki), Thom; Pastor, Kaehlitz (78. Fügner)
SG Dynamo Dresden:
Kuhl; Trautmann; Neitzel (52. Förster), Büttner; Döschner, Häfner (46. Rüster), Minge, Stübner; Kirsten, Sammer, Gütschow

1:0 Büttner            ( 9., Eigentor)
2:0 Kaehlitz           (30.)
3:0 Kaehlitz           (42.)
4:0 Kaehlitz           (48.)
5:0 Brestrich          (57.)
5:1 Sammer             (66.)
5:2 Sammer             (68.)

Schiedsrichter:        Bahrs (Leipzig)
Zuschauer:             18.000

Horst Friedmann, Neue Fußballwoche, 01.04.1986