16. Spieltag 1985/86: 1. FC Magdeburg - BFC Dynamo 0:0

Zumeist offener Schlagabtausch...
Über weite Strecken glich diese Partie einem offenen Schlagabtausch, wenngleich die Nuancierungen in den einzelnen Spielabschnitten unterschiedlich gesetzt wurden. Obwohl am Ende keine Tore fielen - auch wenn auf beiden Seiten, insbesondere der Magdeburger, dazu reichlich Gelegenheiten vorhanden waren -, dieses 0:0-Unentschieden zählte zu den durchaus gutklassigen, ansehenswerten, nervenaufreibenden. In den ersten 45 Minuten zeigten sich in der kämpferischen und temposcharfen Auseinandersetzung keine gravierenden Unterschiede. Die Magdeburger gingen mit Vehemenz zur Sache, dadurch oft sogar den Ball überhastet abspielend und verlierend. Schößlers auffällige Partie gegen seinen Auswahlkameraden Thom zählte zu den Leckerbissen. Wittke gelangen geschickte, durchdachte Aktionen, oft den Mitspieler damit freispielend, und die drei Angreifer bewiesen bei aller Unsicherheit in der Chancenverwertung, daß sie durchaus die Veranlagung für ein gefährliches, unruheverbreitendes Angriffsspiel besitzen.

Die Berliner wußten in dieser Phase aber immer wieder geschickt das eigene Spiel aufzuziehen. Rohde trat einige Male aus der Abwehr schnell heraus, damit für Überzahlangriffe sorgend. M. Schulz - aber manchmal schneller abspielen! - bildete die Umschaltstation im Mittelfeld. Zudem konnte natürlich Thom nicht völlig ausgeschaltet werden. "Dazu ist er viel zu leichtfüßig", sagte "Maxe" Steinbach. So ergaben sich auch für den Gast Möglichkeiten, die allerdings ein Ruhe ausstrahlender Heyne in sicherer Manier vereitelte. Die zweite Halbzeit widerspiegelte sich auch in den Trainermeinungen. "Eine deutliche Steigerung, mit der wir den BFC verunsicherten, unter Druck setzten", meinte Joachim Streich. Und Jürgen Bogs stellte fest: "Nach einer Stunde, in der wir gut Paroli boten, ließ unsere Gefährlichkeit nach."

Die Magdeburger drangen jetzt immer wieder energisch in die Berliner Abwehr ein, bedrohten pausenlos das BFC-Gehäuse, das jedoch in Rudwaleit nun auch einen sicheren Torwart besaß. Beim Meister offenbarten sich an diesem tage zwei Mängel. Die Abstimmung im Mittelfeld war nicht ausreichend, Impulse gingen dort eigentlich nur von M. Schulz aus, und in der Abwehr gab es bei Ksienzyk, der einige grobe Fehler beging, bedenkliche Lücken. Siersleben, voller Wucht agierend, erkannte diese Loch und übernahm fast die Rolle eines Linksaußen. Nur mit der Torerzielung stand er ebenso wie Rother, Stahmann, Kirchner oder Halata auf dem Kriegsfuß. "Wenngleich mehr als ein Punkt möglich war, wir sind zufrieden, weil wir unsere Leistungen bestätigten", sagte FCM-Kapitän Stahmann. Der Magdeburger Klub hat in der Tat beachtenswerte Schritte auf dem Weg zu alter Stärke zurückgelegt. Streich freut das besonders. Auch der Meister bekam es zu spüren. "Wir haben einen Punkt gewonnen", sagte Jürgen Bogs nicht von ungefähr.

1. FC Magdeburg:
Heyne; Stahmann; Schößler, Kirchner, Siersleben; Wittke, Knobbe, Steinbach; Halata, Wuckel (59. Windelband), Rother
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, B. Schulz, Brestrich; Fügner, Küttner (89. Terletzki), M. Schulz, Kaehlitz; Pastor, Thom

Schiedsrichter:        Scheurell (Wusterhausen)
Zuschauer:             15.000

Jürgen Nöldner, Neue Fußballwoche, 11.03.1986