05. Spieltag 1985/86: BFC Dynamo - 1. FC Lok Leipzig 1:0

Vorteile bei den Standards
Wenn beide Mannschaften sich die spielerische Balance halten, entscheiden Nuancen. Nicht zuletzt bei den Standardsituationen. Der BFC wußte darin seinen Vorteil zu nutzen. Nicht zufällig durch Bernd Schulz, dessen Kopfballstärke hinlänglich bekannt ist. Sein "Bewacher" bei solchen Situationen, Schöne, verlor zwei dieser Duelle. Konnte beim ersten Nationalspieler Liebers noch auf der Linie retten (62.), so kam der Versuch, erneut von Liebers beim entscheidenden Treffer zu spät. Diesen Rückstand aber gerade wollte der FCL aus dem Weg gehen. "Wenig Räume anbieten und nicht auskontern lassen", umriß Trainer Hans-Ulrich Thomale das taktische Rezept seiner Mannschaft. Baum und seinen drei Vorderleuten ging es deshalb erst einmal um die Sicherheit in der Hintermannschaft. Darauf dann aufbauend, mit Kontern den Torerfolg zu suchen.

Die besten Gelegenheiten boten sich für Richter, der nach einem der wenigen gefühlvollen weiten Pässe des Spiels von Lindner in Schußposition kam, doch den Ball in die Wolken jagte (17.), und für Leitzke, der allerdings mehr den Rasen als den Ball an der Strafraumgrenze traf (38.). Nach dem Wechsel ein toller Baum-Schuß nach einer Freistoßvariante, als Rudwaleit seine größte Tat vollbringen mußte (55.), und dann die Möglichkeit für den Libero in der letzten Minute zum Ausgleich, aber sein Schuß kullerte nur in die Arme des Berliner Schlußmannes. "Zu langatmig, ohne Druck", urteilte Jürgen Bogs über die erste Hälfte seiner Mannschaft. Ernsts redliche Bemühungen blieben glücklos, weil er zu wenig den Kopf oben hatte. Pastor fand kaum ins Spiel, nur Thom strahlte Gefahr aus.

Glänzend sein Kopfball nach Flanke von Ksienzyk, aber erst die Fingerspitzen von Müller und dann die Latte hielten den Ball auf (32.). Für den Meister sprach, daß er rechtzeitig den Druck verstärkte, spürte, daß in der Phase nach einer Stunde die Entscheidung fallen konnte. Nun, mit dem Vorsprung im Rücken hätte der BFC eigentlich seine Konter klüger und durchdachter anlegen müssen. Aber ihm ging es zu sehr um das Sichern der Führung. Darunter litt die Konstruktivität. Lok erzwang eine optische Überlegenheit, jedoch ohne Durchschlagskraft und Wucht. Ja, man vermißte das bedingungslose Alles oder Nichts einer Mannschaft, die um die Gefahr des Tabellenrutsches wußte.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, B. Schulz, Maek (67. Küttner); Grether, Trieloff, Ernst, Backs; Thom, Pastor (57. Voß)
1. FC Lok Leipzig:
Müller; Baum; Lindner, Kreer, Zötzsche; Altmann (74. Kracht), Bredow, Liebers; Schöne, Richter (58. Stapelfeld), Leitzke

1:0 B. Schulz          (65.)

Schiedsrichter:        Kirschen (Frankfurt (Oder))
Zuschauer:             10.000

Jürgen Nöldner, Neue Fußballwoche, 24.09.1985