16. Spieltag 1984/85: BSG Wismut Aue - BFC Dynamo 1:1

Und wieder brodelte der "Krater"
Parkschlangen bis hin ins 4 km entfernte Lößnitz - ein untrügliches Zeichen für den Großkampftag im Wismut-Stadion. 19.000 brachten diesmal den "Krater" (so einst "L'Equipe", Paris, über die Arena im Lößnitztal) zum Brodeln. Für reichlich Diskussionsstoff sorgten nicht nur die Akteure am Ball. Tags zuvor schon hatten nimmermüde Hände die Eisschicht abgeräumt, Wasser abgezogen, das Spielfeld "ungefährlich" gemacht. Auch wenn mancher auf solch tiefem Geläuf lieber nicht gespielt hätte, keiner hielt sich an den komplizierten Bedingungen fest. "Wir haben uns in die Aufgabe gekniet", sagte Steffen Krauß. Er wohl mit besonderer Leidenschaft, denn der zuletzt deutlich formverbesserte Backs bekam ihn selten genug zu packen, kassierte folgerichtig "Gelb", als er es mehr am Mann als am Ball probierte.

Und wie dieser Krauß mit dem spielverständigen, Lücken findenden Escher für Ballnachschub auf Reypka, Mothes und den unbekümmert mithaltenden Jacob sorgte, das ließ den Meister eingangs schon unruhig werden. Bauers Pfostenschuß (2.), schon nach sieben Minuten die Führung durch Escher, glänzend erspielt (Mothes) und erzielt, das imponierte. Ein Auftakt, "der uns Mut machte, wie im Pokal den Bock umstoßen zu können", meinte Wolfgang Körner, der für Stamm-Libero Schmidt (Trainingsverletzung) mehr als Ersatz war.

"Wismut spielte da bereits geradlinig, unkompliziert, während wir noch Anpassungsprobleme hatten", bestätigte Frank Rohde. Jedenfalls, ein Geburtstagsständchen zu dessen 25. war es nicht gerade, was die "Veilchen" da intonierten. Rudwaleit konnte sich beweisen. Er nähert sich wieder der Form auswahlreifer Leistungen. Wismut war 20 Minuten klar bestimmend, den Rest der 1. Hälfte hatte der BFC ebenso deutlich für sich, mit dem Ausgleichstreffer, von Grether geschickt vorbereitet, und weiteren dicken Chancen über das 50. Saisontor hinaus.

Thom und Ernst vergaben freistehend (36., 41.), in Szenen, die sonst sichere Tore bringen. Allerdings, "die schwere Kugel und kaum sicherer Stand, da fehlte die Präzision", ersuchte Rainer Ernst um Verständnis. Da jeder der 19.000 erlebte, mit welcher Hingabe alle, BFC wie Wismut, ihre Chance suchten, bis zur 90. Minute "Tempofußball mit erfreulicher offensiver Ausstrahlung boten" (so Uli Thomale), alles riskierten, alles versuchten, gab es keinen Hader. "Das 1:1 entspricht den Chancenanteilen", sah es auch BFC-Trainer Jürgen Bogs, der diesmal beiden Vertretungen "gute Moral" bestätigte: "Für diese Bedingungen ein Spiel voller Würze."

Schiedsrichterkollektiv: Das Trio hatte es vor, während und nach dem Spiel nicht leicht. Es entschied sich, die Partie anzupfeifen, weil der Platz zwar tief, aber ungefährlich war. Äußere Umstände forderten viel Einfühlungsvermögen. Nicht jeder Sturz war auf Regelwidrigkeiten zurückzuführen. Wer den Spielern mildernde Umstände zubilligt, kann sie den Unparteiischen nicht versagen. Sie amtierten nicht fehlerfrei. aber daß die Partie alles in allem problemlos verlief, einen korrekten Ausgang nahm, war auch ihr Verdienst.


BSG Wismut Aue:
Weißflog; Körner; Kraft (80. Konik), Bauer, Mönch
; Krauß , Escher, Lorenz (80. Herold); Reypka, Mothes, Jacob
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, Schulz, Ullrich; Grether, Trieloff (84. Terletzki), Backs █; Pastor, Ernst, Thom

1:0 Escher             ( 7.)
1:1 Ernst              (33.)

Schiedsrichter:        Habermann (Sömmerda)
Zuschauer:             19.000


Horst Friedemann, Neue Fußballwoche, 05.03.1985