14. Spieltag 1984/85: FC Carl Zeiss Jena - BFC Dynamo 0:1

Viele Vorteile für den Meister
Die Hoffnungen im Jenaer Lager und Anhang waren nicht gering. Der Leistungsaufschwung gegen Ende der vorigen Serie unter der Regie von Ex-Nationalspieler Lothar Kurbjuweit, ansprechende Vorbereitung, einschließlich der Ergebnisse machten den Gastgebern Mut. Nach den neunzig Minuten schwang natürlich ein wenig Enttäuschung mit. Kurbjuweit blieb wie immer realistisch: "Ein Rückschlag für uns sicherlich nicht, weil die kämpferische Einstellung der Mannschaft weiterhin stimmt, aber spielerisch, ja, da hofften wir schon weiter zu sein." Der Titelverteidiger wirkte in der Anfangsphase ein wenig zurückhaltend, weil auch der Druck des FC Carl Zeiss in dieser Phase am stärksten war. Doch nach einer halben Stunde wurden die Berliner zusehends sicherer.

Ein Attribut, das sich von Anbeginn Rudwaleit (verbessert im Herausgehen), das sich das klug ergänzende Stoppergespann Rohde-Schulz und Ullrich (mit deutlichen Vorteilen gegen Bielau) verdienten. Und nach dem Wechsel, eigentlich fing es mit dem Solo von Thom an (47.), errangen die Gäste zunehmend Übergewicht in Mittelfeld und Angriff. "Unsere Steigerung war offensichtlich, die Grundlage für unseren wohl verdienten Sieg", bemerkte Jürgen Bogs. Ein Urteil, dem sich auch die früheren Jenaer Nationalspieler Helmut Stein und Harald Irmscher, der natürlich besonders die Auswahlkandidaten‚ unter die Lupe nahm, anschlossen. Terletzkis Kommen für den doch überforderten Hirsch brachte zusätzliche Impulse. Ernsts Spiel tendierte nun mehr zum Licht.

Thoms Aktionen blieben, auch wenn das Dribbling manchmal übertrieben wurde, stets gefährlich. Sein Pfostenschuß unterstrich das nur (63.). Der Siegestreffer durch Ernst, eine Kopfballverlängerung von Pastor nach Freistoß von Terletzki ging voraus, fiel zwar auf kuriose Art, weil der lange Berliner den Ball mit dem Oberschenkel in die Maschen lenkte, was allerdings auch für seine Reaktionsfähigkeit sprach. Auf die Dauer konnten die Gastgeber, bei denen Grapenthin und Weise durchaus einen starken Eindruck in der Abwehrarbeit hinterließen, die Nachteile im Mittelfeld und Angriff nicht kompensieren.

Alle drei Spitzen gewannen kaum einen Zweikampf, wobei Raab noch den taktischen Fehler beging, viel zu weit vorn statt wie geplant in einer Mittelfeldrolle agierte, damit dem zweikampfstarken Schulz natürlich die Abwehrarbeit erleichterte. So blieben gefährliche Aktionen in den zweiten 45 Minuten Mangelware, lediglich zwei Aufsetzer von Krause (69.) und Burow (78.) sorgten für Unruhe bei den Gästen. So übersprang der Meister und nun wohl auch deutliche Titelanwärter Nummer 1 vielleicht schon die schwierigste Rückrundenhürde; zumindest verschaffte er sich psychologische Sicherheit und Vorteile.

Schiedsrichterkollektiv: Der junge Unparteiische entschied sich für eine großzügige Leitung, fand dabei Widerhall bei beiden Mannschaften. Nur Schulz und Krause gingen zweimal zu hart zur Sache. Alle Aktionen auf dem glatten Geläuf genau einzuschätzen, konnte von ihm niemand verlangen. Wer es tat, überschätzt seine eigenen Kenntnisse.


FC Carl Zeiss Jena:
Gapenthin; Weise
; Brauer, Schilling; Schmiecher, Meixner, Peschke, Krause (83. Zimmermann); Bielau, Raab, Probst (66. Burow)
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, Schulz, Ullrich; Hirsch (60. Terletzki), Ernst (88. Belka), Trieloff, Backs; Thom, Pastor

0:1 Ernst              (80.)

Schiedsrichter:        Ziller (Königsbrück)
Zuschauer:             8.000


Jürgen Nöldner, Neue Fußballwoche, 19.02.1985