12. Spieltag 1984/85: BFC Dynamo - BSG Motor Suhl 6:0

Am Schluß unwiderstehlich
Der lange Blonde (Rainer Ernst) schien fast schon zu verzweifeln. Seinen geschickten Heber drehte Müller noch mit den Fingerspitzen über die Latte (34.), und als er frei zum Kopfball kam (59.), lag der famose Suhler Schlußmann, in diesem "Einbahnspiel" der meistbeschäftigte Akteur, ebenfalls in der richtigen Ecke. Endlich, im fünften Versuch, funkte es dann doch beim BFC-Torjäger. Nach einer Küttner-Eingabe, die keiner in der aufgescheuchten Gäste-Abwehr wegbekam, erzielte er per Direktschuß in seinem 92. Oberligaspiel sein 50. Tor! Und das hatte Folgen.

"Danach klappte unsere Abwehr, die sich lange Zeit bravourös schlug, wie ein Kartenhaus zusammen." Suhls Trainerassistent Paul Kersten übersah auch nicht den rapiden Kräfteabfall in seiner Elf, die der weiteren Tempobeschleunigung der Berliner einfach nicht mehr folgen konnte. Außerdem ließ sich nun Ernst etwas zurückfallen, zog seinen Bewacher A. Schneider aus dem Zentrum heraus, was vor allem Pastor Raum für weitere Tore ließ. Zweimal zog er nach Steilpässen von Ernst und Backs unwiderstehlich davon und ließ Müller keine Chance. Und schließlich unterlief selbst Mosert, dem umsichtigen Abwehrchef, ein Patzer, den Thom entschlossen bestrafte.

"Mein Kompliment den Suhlern, die nichts verschenkten." Dieses Lob von Frank Rohde, der mit einer Fußprellung humpelnd das Spiel durchstand, verdiente sich der Neuling, der sich immerhin 75 Minuten lang achtbar aus der Affäre gezogen hatte. Zwar bestimmten die Hausherren von Beginn an eindeutig die Szene, aber die dicht gestaffelte Gäste-Abwehr, von Mosert dirigiert, ließ sich bis zur Pause nur zweimal aus den Angeln heben; und zwar durch Stan dards. Zuerst verwandelte Pastor nach einer Trieloff-Ecke freistehend per Kopf, dann ließ Thom mit einem prächtigen 18-Meter-Freistoß Müller. der in der Folgezeit mit vielen gelungenen Paraden hervortrat, keine Chance.

Auch die Suhler, die sich aber nur in den 20 Minuten vor der Pause hin und wieder über ihre einzige Spitze (Lesser) etwas Luft verschaffen konnten, besaßen deren zwei. Seyfarth und D. Kurth scheiterten jedoch jeweils an Rudwaleit (28., 44.). Damit aber hatte der Neuling bereits sein Pulver verschossen, trotz großer Tapferkeit, trotz unermüdlichen Einsatzes, durch die sich aber auf die Dauer der Meister nicht stoppen ließ. Immerhin benötigte er 34 (!) Schußversuche für den letztlich klaren Erfolg. Er gelang nicht zuletzt durch individuelle Leistungen (Pastor, Thom). Spielerisch lief längst nicht alles "rund"!

Schiedsrichterkollektiv: Bei dem Spielergetümmel, das nahezu permanent im Suhler Drittel herrschte, kein leichtes Amtieren. Bei Torwart Müllers überstürzter Attacke auf den durchlaufenden Ernst (36.) war eine Vorteilauslegung (für Thom) nicht angebracht. Hier mußte der Strafstoßpfiff kommen.


BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk (57. Küttner), Troppa, Ullrich; Trieloff █ (70. Hirsch), Backs, Thom; Grether, Ernst, Pastor
BSG Motor Suhl:
Müller
; Mosert; Brückner , Schneider, Böhm ; Reuter (82. Döll), Seyfarth, Jertschewski, Fritz, Kurth ; Lesser

1:0 Pastor             (14.)
2:0 Thom               (31.)
3:0 Ernst              (75.)
4:0 Pastor             (78.)
5:0 Pastor             (85.)
6:0 Thom               (88.)

Schiedsrichter:        Müller (Dresden)
Zuschauer:             4.500


Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 04.12.1984