20. Spieltag 1983/84: BFC Dynamo - FC Karl-Marx-Stadt 4:2

Auch ohne Bestbesetzung gefiel der BFC und führt nun wieder / Sehenswert der vierte Treffer von Trieloff / FCK-Elf hinterließ trotz des 2:4 einen guten Eindruck
Für den Titelverteidiger BFC Dynamo war nach dem Freitag-0:0 des bisherigen Spitzenreiters Dynamo Dresden in Halle das Ziel vor dem Anpfiff gegen den FC Karl-Marx-Stadt klar: Ein Sieg verhieß die Tabellenspitze. Doch der Meister konnte nicht seine derzeit stärkste Elf aufbieten, weil zur gleichen Zeit seine beiden Junioren Grether und Thom in Brandenburg in der Junioren-Auswahl das EM-Qualifikationsspiel gegen Schweden bestritten. "Ich hätte sie gern für das Spiel gegen den FCK gehabt, aber völlig klar ist für uns, daß Verbandsinteressen vor Klubinteressen den absoluten Vorrang haben müssen", meinte Trainer Jürgen Bogs. So war er gezwungen, mit Prange und Kubowitz - später wechselte er auch noch Junioren-Debütant Fandrich ein - wieder zwei jungen Talenten das Vertrauen zu geben.

"Sie hatten in unserer zweiten Mannschaft gut gespielt, überzeugten mich im Training und enttäuschten dann im wichtigen Oberligaspiel in keiner Weise." Man könnte den 4:2-Sieg des BFC als normales Resultat abhaken, unter den genannten Umständen gefiel aber auch die spielerische Forsche, wie er fast ständig um diesen Erfolg bemüht war. Interessant ist, daß die beiden führenden Dynamo-Klubs bei dem Einbau junger Talente in ihre Oberliga-Mannschaften den größten Mut beweisen. Der BFC gab bisher sechs Nachwuchsspielern in dieser Saison eine Oberliga-Chance, Dresden fünf. Nun wäre es sicher vermessen, die guten Positionen der beiden "Dynamos" nur auf den Einsatz junger Spieler zurückzuführen. Aber Nachteile sind ihnen daraus keinesfalls entstanden, zumal beide Trainer - Jürgen Bogs und Klaus Sammer - auch das notwendige Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Jungen bewiesen.

"Manchmal denken sie, mit einem Oberligaeinsatz schon alles erreicht zu haben. Dann spüren sie die rauhere Luft, und an uns liegt es, genau abzuwägen, wann Ein Einsatz sinnvoll ist", sagte uns der BFC-Trainer. In der Viertelstunde vor der Pause nutzten die kecken Gäste einige Abwehrschwächen in den Reihen der Berliner und gaben ihnen damit damit Gelegenheit, über konsequentes Deckungsverhalten nachzudenken. Und wer weiß, was passiert wäre, hätten Bemme und Glowatzky eine der beiden Gelegenheiten unmittelbar nach dem Wiederanpfiff zum durchaus möglichen Führungstreffer genutzt. o aber bekam der BFC schnell wieder Oberwasser, spielte druckvoll schon aus der Abwehr heraus, und als die FCK-Abwehr in dem Bemühen, Ernst möglichst sicher abzuschirmen, Terletzki und Trieloff sträflich ungedeckt ließen, war es geschehen.

Der Titelverteidiger schoß noch einen sicheren Sieg heraus. Sehenswert das vierte Tor von Trieloff. Obwohl erneut umformiert, war dies der BFC-Elf eigentlich kaum anzumerken. Selbstbewußt vor allem Kubowitz, der gegen den großen FCK-Außenverteidiger Heß in den Zweikämpfen klare Vorteile hatte. Sein Treffer zum 2:0 war der verdiente Lohn für eine bemerkenswerte Partie. Für das Übergewicht des BFC im Mittelfeld sorgte diesmal vor allem Schulz, der immens laufstark agierte, an allen Brennpunkten des Geschehens zu finden war, und Kompalla mit Kopfbällen mehrfach zu guten Paraden zwang. "Wir haben erst angefangen zu spielen, als schon kaum noch etwas zu gewinnen war", monierte FCK-Trainer Lienemann das Vorgehen seiner Elf, die trotz der am Ende noch klaren Niederlage durchaus einen ordentlichen spielerischen Eindruck hinterließ.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Maek, Troppa, Rath; Terletzki, Backs, Schulz; Prange (64. Netz), Ernst, Kubowitz (81. Fandrich)
FC Karl-Marx-Stadt:
Kompalla; Bähringer; Heß, Uhlig, Eitemüller; A. Müller, J. Müller, Neuhäuser (71. Bletsch); Glowatzky, Schubert (38. Bemme), Persigehl

1:0 Schulz             ( 9.)
2:0 Kubowitz           (16.)
2:1 Persigehl          (31.)
2:2 Neuhäuser          (44.)
3:2 Terletzki          (72.)
4:2 Trieloff           (76.)

Schiedsrichter:        Stenzel (Forst)
Zuschauer:             9.000

Eckhard Galley / Rainer Nachtigall, Neues Deutschland, 02.04.1984