12. Spieltag 1983/84: BFC Dynamo - HFC Chemie 0:0

"Schreckschüsse" einzige Ausbeute
Es könnten Seiten gefüllt werden allein mit der Schilderung der Momente, in denen die BFCer das hallesche Tor nicht trafen. Die Torschußquote spricht eine deutliche Sprache, eine realistische. Und ganz und gar untaugliche Versuche - auch davon gab es noch eine erkleckliche Menge - sind da gar nicht erst erfaßt. Schmidts Abwehr auf der Linie nach einem Flachschuß von Terletzki in der 12. Minute; Ernsts brillanter Pfostenschuß in der 91., also in der Nachspielzeit wegen unwesentlicher Verzögerungen in der zweiten Hälfte, waren die Eckpunkte der BFC-Torjagd, die alles andere als ein fröhliches Halali einbrachte, nämlich das Sensationsresultat dieser Oberligarunde, einen Auswärtspunkt für die Gäste.

Eine total in die Abwehr zusammengedrängte Elf wie die des HFC läßt natürlich wenig Raum für herausgespielte Torchancen. Oft neun Feldspieler im und unmittelbar vor dem Strafraum, dazu ebensoviel Angreifer, stand doch der letzte sichernde BFC-Mann oft genug an der Mittellinie, da blieben nur Zentimeter an Bewegungsfreiheit für die Schützen. Entsprechend verkorkst oft ihre Versuche, aber viel zu selten wurde auch die Möglichkeit von den Berlinern genutzt, aus der Distanz den Gästetorwart zu prüfen. Nur Terletzki tat das vor der Pause des öfteren. Über ihn oder ganz von hinten heraus über F. Rohde, Backs liefen da auch einige schnelle Aktionen in den freien Raum hinein, vor allem auf der rechten Seite.

Später, als das Spiel nicht mehr von Terletzki dirigiert wurde, es oft an ihm vorüberlief, blieb nur ungestümes Andrängen der hochüberlegenen Heimmannschaft. "Mit der Brechstange", nannte das Trainer Jürgen Bogs. Unübersehbar, wie schwer es den BFC traf, daß Ernst nach einer gerade so überstandenen Infektion nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. Seine blitzschnelle Aktion in der 91. war das späte Beispiel dafür, wie dem Block der Gästeabwehr beizukommen gewesen wäre. Doch das konnte Ernst auch nur einmal demonstrieren, so schwer machte ihm HFC-Vorstopper Fülle das Leben. Für die Auswechslung von Netz war wohl ausschlaggebend, daß er zwei ganz große Chancen in der ersten Halbzeit - allein vor Walther - nicht genutzt hatte.

Ebenso wirkungslos aber war auch Schulz in der Angriffsreihe des Meisters, dem auch spielerisch kaum etwas gelang und der bei Schüssen Fehlanzeige hatte. Zum Schluß fürchteten die wenigen auf den Rängen an diesem naßkalten Dezembertag wohl noch mehr die Möglichkeit, daß der HFC mit seinen seltenen Kontern dem Ganzen die Krone aufsetzen, gar das Siegestor für sich schießen würde. Rudwaleit mußte auf der Hut sein. Die anfängliche Frage: "Wie hoch gewinnen wir?", war schon lange vom nassen, aber doch erstaunlich gut gebliebenen Rasen (30 Stunden Regen vor dem Spiel) gewischt.

Schiedsrichterkollektiv: Der erste Foulfreistoß war erst in der 19. Minute fällig. Eine prinzipiell faire Haltung beider Kollektive auch in der Folgezeit, so daß dem Schiedsrichterkollektiv keine großen Probleme erwuchsen. Heynemann wirkte jedoch nicht ausgeglichen in seinen Entscheidungen, hatte auch keine glückliche Hand in der Vorteilsauslegung.


BFC Dynamo:
Rudwaleit; F. Rohde; Grether, Troppa, Ullrich; Thom, Terletzki, Backs; Schulz █, Ernst, Netz (58. Voß)
HFC Chemie:
Walther; Schmidt; Kurbjuweit, Fülle, Schliebe; Lorenz, Meinert
, Schülbe; Peter (89. Henschel), Pastor , Krostitz

Schiedsrichter:        Heynemann (Magdeburg)
Zuschauer:             3.500


Otto Pohlmann, Neue Fußballwoche, 13.12.1983