13. Spieltag 1982/83: FC Carl Zeiss Jena - BFC Dynamo 1:1

Zwei Tore nach zwei Ecken
Ein Fußballspiel ist keine Theaterinszenierung. Dieselbe Paarung verspricht nicht die gleiche Vorstellung. Darin liegt ein Reiz, im Ungewissen das Überraschungsmoment, aber auch mancher Trugschluß. Wie beim großartigen Pokalfight (4:2) vier Wochen zuvor an gleicher Stätte fehlte es auch diesmal nicht an Leidenschaften, Tempo, Kampf und Einsatz. Es mangelte auch nicht an Chancen, an Torszenen, die manches "Ah!" und "Oh!" den Zuschauern entlockten. Krauses Lattenknaller gleich bei Jenas erstem Sturmlauf (1.), die unmittelbar aufeinanderfolgenden Pfostenschüsse von Raab und Schnuphase (27.), bei denen der jederzeit zuverlässige Rudwaleit das Glück des Tüchtigen besaß. Doch sehr bald pendelte sich hüben wie drüben der Pärchenbetrieb ein. übertrieben wurde der Einsatz mitunter, nicht immer wählerisch handelten die Abwehrspieler, und so hatte Referee Prokop, von Beginn an nicht immer gleichermaßen resolut, konsequent die Vergehen ahndend, kein leichtes Amtieren.

"Schade, daß sich zwei gutklassige Mannschaften nicht immer im Zaume hatten", kritisierte DFV-Trainer Bernd Stange, "die Begegnung trug so vor der Pause nicht die erhofften spielerischen Züge. Später besannen sich beide stärker auf das Spiel. Jena besaß mehr Chancen, und der BFC mehr Feldanteile." Für den FC Carl Zeiss hieß die Devise, aus der Not eine Tugend zu machen. Über beherzten, forschen Fight suchte er die eigenen Mängel im Spielaufbau, die Unsicherheiten mit großem Fleiß und Laufpensum aller zu überspielen. Erstaunlich, wie Libero Rüdiger Schnuphase vor einem wie stets zuverlässigen Grapenthin seine Woche für Woche umformierte, auch diesmal neu gruppierte Abwehr zusammenschloß. Dabei zog sich der junge Brückner gegen Riediger genauso respektvoll aus der Affäre wie Hoppe und nach der Pause der vom NVA-Ehrendienst zurückgekehrte Brauer. Nicht nur das, Schnuphase zeigte sich zudem als unermüdlicher Inspirator eigener Angriffe, wirkungsvoll von Töpfer, Raab unterstützt. Aber auch der schnelle Bielau und der dribbelfreudige Burow (manchmal nur sollte er sich früher vom Ball trennen) beschäftigten Ullrich und Noack unablässig.

Dagegen wirkte der BFC Dynamo in seiner Spielanlage reifer. im Spielaufbau sicherer. Vom Tempodruck der Gastgeber ließ er sich nie im eigenen Drittel "festnageln", obwohl Libero Trieloff diesmal mehr hinten verharrte als bei ihm gewohnt. Aber im geschickten Zusammenwirken mit dem die Vorstopperrolle für Troppa gut ausfüllenden Rohde zog er aus der Abwehr überlegt die Gegenzüge auf. In der Fortsetzung hatten Backs, auch Ernst und der mit Freistößen stets Gefahrenpunkte schaffende Terletzki gute Szenen und vorn einen pausenlos kurbelnden Sträßer, der für Backs, Ernst Löcher in Jenas Deckung zu reißen suchte. Aber Jena schaffte das 1:0. "Wir fanden über den Kampf zum Spiel, auch wenn wir uns ganz schön zur Führung gequält hatten", kommentierte Schnuphase. Doch wie nun der BFC diese "Pille" schluckte, seinem Spiel, seinem Stil treu blieb, nicht in Hektik verfiel und nervenstark. kraftvoll zurückschlug, das stellte ihm ein gutes Zeugnis aus.

FC Carl Zeiss Jena:
Grapenthin; Schnuphase; Hoppe (46. Brauer), Pohl, Brückner; Krause █, Töpfer (79. Zimmermann), Ludwig; Bielau, Raab, Burow
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Rohde, Ullrich; Terletzki, Ernst █, Backs; Riediger (88. Schulz); Sträßer, Netz (68. Jüngling)

1:0 Bielau             (74.)
1:1 Ernst              (81.)

Schiedsrichter:        Prokop (Erfurt)
Zuschauer:             8.000


Horst Friedemann, Sportecho, Datum nicht bekannt