11. Spieltag 1982/83: FC Karl-Marx-Stadt - BFC Dynamo 1:2

Dynamo kam auf Touren
Von den sportlichen Ambitionen ihres Vaters konnte die gerade geborene Tochter des BFC-Verteidigers Artur Ullrich noch nichts wissen. Jedenfalls kehrte der Auswahlspieler noch einmal freudestrahlend in die Kabine zurück, um den Anruf aus Berlin zu vermelden. Vielleicht sagt er später seiner Tochter, daß die Berliner an diesem Nachmittag einen wichtigen Schritt in Richtung fünften Titelgewinn zurückgelegt haben. Der FCK wollte das natürlich vereiteln. Die Programmgestalter formulierten: "Jena bewies: Auch der Spitzenreiter ist bezwingbar!" Ja, nun in der Meisterschaft hat es noch keiner geschafft. Und der Gastgeber hätte dazu auch couragierter zu Werke gehen müssen. Natürlich sollte er keine Räume dem Titelverteidiger anbieten, aber das hieß doch nicht, daß man sich im Angriff zaghaft verhalten sollte. "Zu wenig Zielstrebigkeit, Durchsetzungsvermögen", kritisierte dann auch Trainer Manfred Lienemann und fügte hinzu: "Zu viele Ausfälle."

Womit er auf den Angriff anspielte, in dem nur Persigehl Gewohntes bot, Hans Richter aber spürte, daß Auswahl nichts mehr gilt, wenn man zu wenig tut. Die mittlere Reihe meinte der Trainer auch, in der J. Müller Terletzki neutralisierte und noch mehr tat, aber allein natürlich nicht alles gewinnen konnte. Nach Bähringers Führung hofften natürlich alle auf die Überraschung, doch dazu hätte es mehr Aktionen wie des Lattenknallers des Liberos, der Kopfbälle von A. Müller und Richter, des Schlenzers von J. Müller bedurft. Daß die Berliner als verdiente Sieger den Platz verließen, nur Uneinsichtige mögen daran etwas auszusetzen gehabt haben. "Durch die Zurückhaltung des FCK bekamen wir mehr Spielanteile als angenommen", meinte Trainer Jürgen Bogs. Für Trieloff beorderte er Allrounder Rohde auf den Platz des letzten Mannes, "was aber kein Risiko darstellt", gab sich Cheftrainer Dr. Dieter Fuchs schon vor dem Anpfiff zuversichtlich. Und es wurde auch keins, wenngleich Rohde natürlich nach seinem Abrutscher zum 0:1 den Kopf für Minuten hängen ließ.

Aber er, vor allem Troppa, später Noack wußten, daß der Drang nach vorn die beste Abwehrmethode ist. Das Pensum von Backs und Ernst gesellte sich dazu, und die Karl-Marx-Städter Befürchtung auf Platz und Rängen, daß der wieder einsatzfähige Riediger eine entscheidende Rolle spielen könnte (bei allem Lob für den aufmerksamen Eitemüller), bewahrheitete sich. Wenn man so will, anderthalb Tore gingen auf Riedigers Konto. Für Sträßer arbeitete er sogar noch Gelegenheiten heraus, doch der Berliner Mittelstürmer wollte anscheinend in der Torschützenliste nicht nach oben klettern. Drei Tore hatte er auf dem Fuße, obwohl sein Gegenspieler Uhlig zu den besten FCK-Leuten gehörte. Doch da mußte der gerade stets anderswo aushelfen. Die Dynamos umschifften die Auswärtsklippe in gutem Tempo und auch sicherem Stil. Verständlich, daß Artur Ullrich danach auch auf eine schnelle Heimfahrt drängte.

FC Karl-Marx-Stadt:
Krahnke; Bähringer; Schwemmer, Uhlig, Eitemüller; A. Müller, Heß (83. Schubert), J. Müller; Richter, Persigehl, Bemme (55. Neuhäuser)
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Noack, Troppa, Ullrich; Terletzki, Ernst, Backs; Riediger (87. Schlegel), Sträßer (78. Netz), Schulz

1:0 Bähringer          (12.)
1:1 Riediger           (19.)
1:2 Noack              (43.)

Schiedsrichter:        Roßner (Pößneck)
Zuschauer:             15.000


Jörg Wolfgang, Sportecho, Datum nicht bekannt