08. Spieltag 1982/83: HFC Chemie - BFC Dynamo 1:3

Und keiner sah das große Loch im Mittelfeld
Die Freude in der Kabine des Meisters nach der wiedergewonnenen Spitzenposition im Oberhaus war deutlich spürbar. Das hinderte Trainer Bogs indes nicht daran, die Leistung seiner Schützlinge ziemlich herber Kritik zu unterziehen. "Von einer durchgängig stabilen Partie unsererseits konnte keine Rede sein. Einzelaktionen und Mißverständnisse kennzeichneten unser Spiel vor allem In den ersten 45 Minuten. Die Konter des HFC zwangen uns bis in die Schlußminuten immer zu höchster Aufmerksamkeit." In der Tat, der Gastgeber schlug sich im Vergleich mit dem Meister einmal mehr sehr wacker. "Unser Versuch, gerade gegen den Titelträger das Leistungsvermögen der Mannschaft möglichst auszuschöpfen, muß wohl als gelungen angesehen werden", faßte HFC-Trainer Klaus Urbanczyk zusammen. "Chancen wie die von Werner Peter in der 17. und 18. Minute darf man allerdings nicht vergeben."

Nicht allein dem Flügelstürmer des HFC fehlte es in erfolgverheißenden Situationen an der nötigen Abgeklärtheit, auch am Selbstbewußtsein. Ihrer Nervosität wurde die Mannschaft des HFC eigentlich erst in der zweiten Halbzeit besser Herr, in den ersten 45 Minuten wurden gut angesetzte Konter, zumeist von dem ballsicheren Schübbe inszeniert, zu leichtfertig vergeben. Die Folge davon waren Ballverluste, die der Meister freilich nicht wie gewohnt zu eigenen Attacken nutzte. Dazu fehlte es ihm offenbar an der richtigen Raumaufteilung. In der ersten Halbzeit bot sich im Mittelfeld beiderseits ein Loch, das nur höchst selten zur Vorbereitung konstruktiver Angriffe genutzt wurde. Ausnahme Trieloff. Wenn der etwas eckig wirkende, nichtsdestotrotz sehr ballsichere BFC-Libero losmarschierte, brannte es im HFC-Strafraum lichterloh, war das Deckungsschema des Gastgebers nur noch Makulatur. Trieloff, leicht angeschlagen, unterließ später diese Ausflüge und der HFC bekam so ein immer deutlicheres Übergewicht.

Peter, antrittsschnell und wendig, Schübbe, der eingewechselte Helling, ein Debütant mit guten Anlagen fanden sich nun häufiger zu Tempoangriffen, mit denen sie der Abwehr des Meisters tüchtig einheizten. Pastor ließ zudem nicht nur seine Stärken im Kopfballspiel, sondern auch eine ganze Menge Spielverständnis aufblitzen. Der BFC hatte es vor allem seiner kompakten Abwehr zu danken, daß er in dieser Phase ungeschoren blieb. Den Sieg für ihn riß Riediger aus dem Feuer, der zwar gegen Wawrzyniak nur höchst selten dazu kam, seine Sprintschnelligkeit auszuspielen, der aber in den entscheidenden Situationen - an allen drei Treffern war er maßgeblich beteiligt - kühl bis ans Herz blieb. "Jetzt wird es noch schwieriger für uns", mutmaßte auch Halles verletzter Mittelfeldspieler Schmidt, der in den nächsten Tagen wieder mit dem Training beginnt. "Aber die Moral ist auch nach dieser Partie noch intakt."

HFC Chemie:
Walther; Rehschuh; Strozniak, Peschke, Wawrzyniak; Pingel (56. Helling), Meinert
, Schübbe; Zorn (78. Wagner ), Pastor, Peter
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Ullrich; Terletzki █, Backs, Rohde █; Riediger, Sträßer (59. Schulz), Netz (81. Illert)

0:1 Riediger           (27.)
0:2 Troppa             (65.)
1:2 Pastor             (67.)
1:3 Ullrich            (75., Foulstrafstoß)

Schiedsrichter:        Henning (Rostock)
Zuschauer:             11.000


Rainer Nachtigall, Sportecho, Datum nicht bekannt