06. Spieltag 1982/83: FC Rot-Weiß Erfurt - BFC Dynamo 1:1

Siegchancen für beide
Dem festen Vorsatz, sich in heimischer Umgebung an den Spitzenmannschaften zu beweisen, bleibt der FC Rot-Weiß in der laufenden Saison ganz offensichtlich treu. Dieses Remis gegen den nach 90 kampfbetonten Spielminuten vom Thron gestoßenen Tabellenführer ordnet sich nahtlos ein in die gegen den 1. FCL (1:0) und den 1. FCM (4:3) vollbrachten Bravourleistungen. "Ungeachtet der Tatsache, daß wir nach Halbzeit dem Druck der Berliner nicht die erforderliche
Ruhe und Ballsicherheit entgegensetzen konnten, dadurch eine Menge kritischer Situationen zu überstehen hatten, empfinde ich das 1:1 als durchaus gerecht
", urteilte Erfurts Trainer Siegmar Menz sichtlich erleichtert. Begreiflich nach jenen Nackenschlägen, die er mit seinen Schützlingen 14 Tage zuvor (1:5 in Halle) bezogen hatte.

Risikofreudig zeigte sich Erfurt obendrein: Linde nach langer Oberliga-Abstinenz ausgerechnet gegen den Meister in der verantwortungsvollen Rolle des Libero. Es ging gut, weil es in der Absicherung zwischen ihm und den gegen die Dynamo-Spitzen Riediger und Schulz außerordentlich selbstbewußt auftrumpfenden Sänger und Goldbach keine ernsthaften Abstimmungsprobleme gab. Das beflügelte den Gastgeber zusätzlich, wie es schien, seine Aktionen mit schnellen Spielverlagerungen und Positionswechseln (Heun-Busse) lange Zelt selbstbewußt zu gestalten. Die Achtungszeichen des BFC in der Startphase durch Troppa (7.), Backs (11.) sowie später dann Terletzki (23.) übersah die Elf mit ihrem mehrfach glänzend reagierenden Schlußmann Benkert allerdings nicht. Torszenen in wechselnder Folge auch in der 2. Halbzeit, als die Berliner mit einer Tempoverschärfung zunächst eindeutig die Akzente setzten, entschädigten sicherlich nicht voll und ganz für den durch hohe Einsatzbereitschaft zumeist schon im Ansatz entscheidend eingeengten Spielwitz, für Überraschungsmomente insgesamt.

Daß auch der Titelverteidiger in dieser, seiner zweifellos besten Phase mit nahezu hundertprozentigen Torchancen für Schulz (84. Kopfball von Winter auf der Linie pariert) sowie Troppa (88. nach attraktiver Einzelaktion verzogen) dahingehend nicht über seinen Schatten zu springen vermochte, hatte triftige Gründe: Die Vierer-Mittelfeldkette mit dem lautstarken Backs, mit dem allmählich jedoch im Tempo abfallenden Ernst, mit Terletzki (Benkert war gut auf seine Eingaben und Ecken vorbereitet) sowie dem 80 Minuten lang auffällig offensivstark wirkenden Rohde vermochte die unzureichende Stoßkraft beider Angreifer beim besten Willen nicht zu kompensieren. Als sich Erfurt im Schlußgang noch einmal darauf besann, den Ball kontrolliert in den eigenen Reihen zu halten, sich aus dem hin und wieder doch zu reserviert verhaltenden Mittelfeld zu lösen, war das Ärgste überstanden. Da boten sich vielmehr Romstedt, Thon noch Möglichkeiten, Spiel und Sieg aus dem Feuer zu reißen.

FC Rot-Weiß Erfurt:
Benkert; Linde; Goldbach, Sänger; Göpel; Vlay
(68. Iffarth), Winter, Busse; Romstedt, Heun , Thon
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Ullrich; Backs, Terletzki █, Rohde, Ernst (84. Schlegel); Riediger, Schulz (82. Netz)

1:0 Heun               (10.)
1:1 Rohde              (42.)

Schiedsrichter:        Stumpf (Jena)
Zuschauer:             10.000


Dieter Buchspieß, Sportecho, Datum nicht bekannt