04. Spieltag 1982/83: 1. FC Lok Leipzig - BFC Dynamo 2:2

Hochspannung-Havarie
Alle halben Jahre wieder legt die Messestadt ihr Festkleid an. Nach dem nicht ganz geglückten Saisonstart wollte sich natürlich auch die Lok-Elf stärker herausputzen. Die Gelegenheit schien günstig, weil der Meister zum Sichbeweisenwollen
gerade recht kam. Und vom Anpfiff weg schlüpften die Platzbesitzer in eine Rolle, die ihnen maßgeschneidert war: Blitzschnelle Attacken über beide Flügel sollten die Abwehr des Meisters aufreißen. Kinnes Eingabe, Kreers Schuß (1.),
Moldts Freistoß, Kühns Kopfball (2.) bewiesen, daß die Probstheidaer mit ganzem Herzen bei der Sache waren. Ehrgeizig, variabel, druckvoll starteten die Messestädter ihre Angriffe. Präzise kamen die Zuspiele, temperiert die Eingaben,
wuchtig die Schüsse.

Bornscheins herrlicher Doppelpaß mit Kühn (16.), Liebers' straffer Knaller (17.), Treskes Sololauf übers gesamte Feld mit energischem Abschluß (22.) waren Kostproben eines imponierend aufgelegten Platzbesitzers. Doch als Kreer verzog (listig sein Schuß, der Rudwaleit auf dem falschen Bein erwischt hätte/51.) und Moldt nach glänzender Vorarbeit Kühns zu lasch abzog (57.), so daß sich der BFC-Schlußmann noch wie eine Schlange zum Ball winden konnte, war die beste Zeit der Leipziger vorbei. "Nach dem etwas verhaltenen Beginn steigerten wir uns beträchtlich", urteilte auch BFC-Trainerassistent Joachim Hall. Jetzt erwies sich Riediger als eminent gefährliche Sturmspitze, von Zötzsche kaum zu stellen. Der beste Stürmer auf dem Platz zeichnete sich also nicht zufällig als zweifacher Torschütze aus. Zweimal bewies er nicht nur seinen "Riecher", sondern vielmehr seine kurze Reaktionsfähigkeit auf engem, unübersichtlichem Raum.

Vor allem bei seinem Ausgleichstor drohten die Wogen überzuschwappen, da, für viele sichtbar, bei Troppas Kopfball die Hand mit im Spiele war. "Aber", klärte der gut postierte Linienrichter Roßner die verzwickte Lage auf, "nach Troppas Kopfball streifte das Leder zwar Riedigers Hand, veränderte aber seine Richtung überhaupt nicht. Und da die Hand den Ball nicht suchte, war diese Aktion nicht strafbar." Die Hochspannung, die diesem niveauvollen, temporeichen und kurzweiligen Treffen innewohnte, wurde in der Schlußphase sogar noch gesteigert - um aber bei Libero Baum in eine Havarie umzuschlagen. Bereits mit einer Verwarnung belastet, "trat er den am Boden liegenden Ernst mit voller Absicht in den Rücken", erläuterte der sicher und mutig auftretende Stenzel den unrühmlichen Schlußpunkt einer ansonsten sehenswerten Partie.

1. FC Lok Leipzig:
Müller; Baum (
, 82. ); Treske, Dennstedt, Zötzsche; Moldt , Liebers (88. Großmann), Kreer; Kinne, Kühn, Bornschein (27. Schlieder)
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack █, Troppa, Rohde; Schulz (62. Ernst), Terletzki, Backs; Riediger, Sträßer, Netz (90. Schütze)

1:0 Kinne              (13.)
1:1 Riediger           (68.)
1:2 Riediger           (79.)
2:2 Zötzsche           (81., Foulstrafstoß)

Schiedsrichter:        Stenzel (Senftenberg)
Zuschauer:             17.000


Andreas Baingo, Sportecho, Datum nicht bekannt