01. Spieltag 1982/83: BFC Dynamo - BSG Sachsenring Zwickau 3:0

Zuerst 10:0-Gedanken?
Daß unsere dienstälteste Oberligaelf aus der "Trabant"-Stadt keineswegs mit übertriebenen Hoffnungen zum Meister an die Spree gereist war, versteht sich. Sachsenrings Name steht seit dem 17. Spieltag der vorigen Saison nicht mehr auf der Erfolgsliste, und es war auch nicht anzunehmen, daß ausgerechnet gegen den BFC ein anderes Vorzeichen gesetzt werden könnte. Den letzten Punktgewinn buchten die Zwickauer im Mai 1977 (0:0), danach gingen BFC-Siege mit mehr oder weniger Toren in die Statistik ein: 5:1, 10:0, 5:0, 2:0, 3:0. Da zum diesjährigen Auftakt auch noch Kapitän Schellenberg, der nach einer Lungenentzündung erst wieder mit dem Training begonnen hat, und Glowatzky fehlten, dachte man sich im Hinblick auf die Schwere der Aufgabe so seinen Teil... Und es begann mit 10:0-Gedanken! Weiter Einwurf Schlegel, Flanke Sträßer, Tor-Kopfball Netz - nach 2 Minuten!

Dachte man beim Meister, daß es munter so weitergehen würde? Zweifellos wies die Terletzki-Elf ihre Überlegenheit nach. Ihr Erfolg geriet nie in Gefahr. Aber sie vermochte noch vorhandene Mängel nicht zu verdecken. In der Enge der sich zunächst stark in die Defensive begebenden Gäste war langes Ballhalten Gift, und so hörte man Trainer Bogs schon beizeiten rufen: "Den Ball laufen lassen!" Trug das Mittelfeldspiel bis zur Pause noch recht wirkungsvolle Züge, konnte es später höheren Ansprüchen nicht mehr genügen. Auch Terletzkis Radius wurde geringer. Seine jungen Nebenleute mühten sich zwar, aber ohne große spielerische Linie. Der Meister wird sich auch im Rhythmuswechsel besser anzupassen haben, was auch Torschütze Nr. 1, Wolf-Rüdiger Netz, hervorhob. Das wird schon am Mittwoch im Ostseestadion vonnöten sein.

Drei Tore gegen Zwickau reichten zum deutlichen Sieg, an Chancen waren je doch weitaus mehr vorhanden (Backs, Troppa, Netz, Riediger). Aller Anfang ist schwer, sagt man. Sowohl beim BFC als auch bei Sachsenring weiß man nach der Vorbereitung, die bei den Zwickauern härter als sonst war, was sich in der guten konditionellen Verfassung widerspiegelte ("Wir haben viel gemacht", so Joachim Schykowski), woran man ist. "Ersatz"-Kapitän Thomas Alscher: "Mit einer knappen Niederlage beim Meister hatten wir geliebäugelt, im besten Falle vielleicht sogar auf ein Unentschieden gehofft. Das frühe Tor warf uns gleich zurück, doch wir fanden allmählich ganz gut vom Kampf zum Spiel, hatten auch unsere Chancen." Und ob! Rudwaleit war nicht ganz beschäftigungslos, bewährte sich gegen Stephan, Fuchs, Becher und Lorenz. Zwickaus Spiel in die freien Räume hatte einige gute Szenen. Allzuoft aber dürfen Langer oder Schumacher so klare Möglichkeiten wie in Berlin nicht auslassen.

Zum Schiedsrichterkollektiv: Zwei Vorteil-"Abpfiffe" anfangs fielen nicht ins Gewicht. Roßner bot eine unauffällige, jederzeit sichere Schiedsrichterleistung, gut an den Linien assistiert. Beide Mannschaften bestritten das Auftaktspiel in beispielhaft fairer Einstellung.


BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Schlegel (8. P. Rohde), Troppa, Ullrich; Ernst (74. Schulz), Terletzki, Backs; Riediger, Sträßer, Netz
BSG Sachsenring Zwickau:
Alscher; Dünger; Stemmler, Lorenz, Schykowski; Keller, Langer, Hache
, Stephan; Becher, Fuchs (64. Schumacher)

1:0 Netz               ( 2.)
2:0 Riediger           (33.)
3:0 Sträßer            (48.)

Schiedsrichter:        Roßner (Pößneck)
Zuschauer:             10.500


Joachim Pfitzner, Neue Fußballwoche, 24.08.1982