26. Spieltag 1981/82: BFC Dynamo - 1. FC Lok Leipzig 1:1

Am Ende lachten alle...
Warum denn Stötzner den Vorzug vor Müller erhalte? wollte ein Kollege in der Pressebesprechung vor dem Spiel wissen. "Er hat gegen den 1. FCM eine gute Leistung geboten. und es gibt keinen Grund, erneut zu wechseln", erwiderte Lok-Trainer Harro Miller. Der Torwart rechtfertigte das Vertrauen des Trainers. Wie er nach zehn Minuten erst gegen Sträßer, dann gegen Netz parierte, später Netz' Kopfball (52.) und Noacks Schuß (57.) meisterte, das war schon großartig. An seinem Beispiel richtete sich seine Mannschaft auf. Sie verkroch sich nicht ängstlich, nahm zwar das Tempo aus den Aktionen, trumpfte dabei aber selbstbewußt auf. Die beiden Spitzen wurden dabei stets gut ergänzt durch aus der zweiten oder dritten Reihe nach vorn aufschließende Akteure; ob das nun Liebers war oder auch Dennstedt, wie beim völlig verdienten Führungstreffer, über Zötzsche und Kühn kam da der Ball zum aufgerückten Vonstopper, der sofort mit dem linken Bein abschoß.

"Ich habe den Ball gar nicht gesehen. Da war nichts zu machen", gab Bodo Rudwaleit unumwunden zu. Dem BFC fiel es sichtlich schwer, sich auf die flexible Spielweise der Gäste einzustellen. Troppa wurde zwangsläufig zum Mittelfeldspieler, bewies auch hier seine Anpassungsfähigkeit. Doch der Angriff blieb zu viel schuldig; ob Riediger, Sträßer oder Netz, sie konnten sich kaum einmal entscheidend durchsetzen, und wenn schon, dann fanden sie in Stötzner ihren Meister. Nach dem Wechsel zeigte sich der Meister initiativreicher, stürtnte entschlossener. Das wiederum öffnete Räume für die schnellen Lok-Konter, doch sowohl Kühn (63.) als auch Bornschein (65., 71.) vergaben selbst die besten Chancen. Was dann kam, war schließlich nur folgerichtig.

Der Druck des BFC verstärkte sich, und als Backs beim Eindringen in den Strafraum gefoult wurde, gab es nur eine Entscheidung. Ullrich nutzte die Strafstoßchance kaltblütig. Beim Abgang merkte man den Leipzigern ihre Enttäuschung an. Da hatten sie dem Meister eine zumindest ebenbürtige, phasenweise überlegene Partie geboten, doch der Lohn dafür schien ausgeblieben. Erst als die anderen Ergebnisse bekannt wurden, besonders das aus Jena, da strahlten auch die Lok-Spieler. Sie hatten Bronze geholt. So lachten am Ende alle. Vor allem die Berliner, die im Anschluß an das Spiel die verdiente Ehrung als Meister, nun schon zum vierten Male hintereinander, entgegennehmen konnten.

Der Leiter der Abteilung Sport im Zentralkomitee der SED, Rudi Hellmann, übergab den Wanderpreis des Generalsekretärs des Zentralkomitees der SED und Vorsitzenden des Staatsrats der DDR, Erich Honecker, und DFV-Präsident Günter Schneider und DFV-Generalsekretär Werner Lempert überreichten die goldenen Meisterschaftsplaketten. Und weithin hallten die Rufe der treuen Fans: "Hoch soll'n sie leben". Schiedsrichterkollektiv: In einer fast durchweg fairen Partie gab es keinerlei Probleme. Stenzel war stets auf Ballhöhe, entschied immer korrekt, auch beim Strafstoß, als Kreer Backs regelwidrig attackierte.


BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Ullrich, Ernst (63. Schulz); Troppa, Terletzki █, Backs; Riediger, Sträßer, Netz

1. FC Lok Leipzig:
Stötzner; Baum; Roth, Dennstedt, Zötzsche; Kreer, Moldt, Altmann, Liebers; Kühn (87. Kinne), Bornschein (75. Schlieder)

0:1 Dennstedt          (38.)
1:1 Ullrich            (70., Foulstrafstoß)

Schiedsrichter:        Stenzel (Senftenberg)
Zuschauer:             11.000


Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 02.06.1982