24. Spieltag 1981/82: FC Carl Zeiss Jena - BFC Dynamo 1:2

Nicht nur bei Toren geschaltet
In unserem Spiel hat der Vorteile, der die Situation schnell erfaßt, sich ihr anpaßt, locker wirkt und in den entscheidenden Situationen nicht verkrampft. Beim Meister waren diese Tugenden stärker ausgeprägt; er agierte flexibler, reagierte auch beweglicher bei unvorhergesehenen Situationen. Nicht nur die beiden Treffer bewiesen das. Zunächst bereitete Troppa das 1:0 vor, als er den Ball trieb, genau auf Riediger paßte, der zu Sträßer verlängerte. Dessen Kopfballablage erlief sich Netz. "Gegen seinen Schuß war ebensowenig zu machen wie dann gegen den von Riediger", meinte Hans-Ulrich Grapenthin. Nach Schnuphases Foul an Ernst führte nämlich Sträßer sofort den Freistoß aus, über Trieloff kam der Ball zu Riediger, der vollendete. "Nicht nur in diesen beiden Situationen bewies der BFC, wie man schnell schalten muß", anerkannte dann auch DFV-Trainer Klaus Petersdorf.

Der Meister besaß klare Vorteile in der Abwehr, wobei die dann auch in einer klugen Spieleröffnung fort gesetzt wurden. Troppa war hier der überragende Mann, der, ebenso wie Ullrich, meist einen Schritt vor seinem Kontrahenten am Ball war. Weder Raab noch Bielau konnten sich dieser Bewachung entziehen, und so sehr auch der junge Steinborn sich bemühte, es blieb eben beim Bemühen. Der FC Carl Zeiss ist derzeit, durch Trochas Ausfall wird das noch deutlicher spürbar, nicht angriffswirksam genug. So war es kein Wunder, daß Libero Schnuphase in dieser Beziehung noch die stärksten Akzente setzte, er auch diesmal wieder erfolgreich war, als er eine Ecke Kurbjuweits nach einem Fehler Rudwaleits verwandelte. Nach dem Wechsel gab er seine Abwehrposition fast völlig auf, widmete sich nur noch dem Angriff. Doch fast alle Aktionen wurden zu stereotyp vorgetragen, nicht dynamisch und ideenreich genug, um den Meister ernsthaft gefährden zu können. "Jenas Spielweise war zu durchsichtig angelegt", bemerkte BFC-Cheftrainer Dr. Dieter Fuchs.

Trotz des zunächst vorherrschenden Pärchenbetriebs (Hoppe-Backs, Kurbjuweit-Terletzki, Oevermann-Ernst) sah man vor allem vor der Pause ein kurzweiliges Treffen, das in einigen Phasen Klassemerkmale aufwies. Durchweg faire Duelle im Mittelfeld, spannende Torszenen, zahlreiche Eckbälle, gelungene Angriffszüge sorgten für Belebung, wobei der BFC mehr Spielanteile für sich verbuchte, Grapenthin mehrfach zu Paraden zwang (Ernsts Solo, 6., Sträßers Schuß, 10.). Zwar antwortete Jena durch Bielaus Kopfball (35.) ebenso wie durch Kurbjuweits Schuß (38.), doch das geschah mehr durch Wucht, weniger durch Spielverständnis, durch Überraschungseffekte, so daß sich der BFC dann klug darauf einstellte. Weil er insgesamt kühler wirkte, beherrschter, seiner Mittel sicherer, gewann er schließlich völlig verdient, brachte dem FC Carl Zeiss die erste Heimniederlage der Saison bei und feierte nach sechzehn Jahren seinen ersten Sieg in Jena.

Schiedsrichterkollektiv: Prokop (Erfurt), Supp (Meiningen), Ziller (Freital) Eine ritterliche Atmosphäre auf dem Rasen, an der Prokop durch seine lauffreudige Leitung Anteil hatte. Leider ging es auf den Rängen nicht so ritterlich zu. Kurbjuweits Verwarnung schien überflüssig. Dafür wäre bei Kahnts absichtlichem Handspiel (47.) "Gelb" angebracht gewesen, auch wegen einer einheitlichen Auslegung. Prokop ließ das Spiel meist laufen, weil die Aktiven seinen Entscheidungen Achtung entgegenbrachten.


FC Carl Zeiss Jena:
Grapenthin; Schnuphase; Kaiser, Weise, Kahnt; Hoppe (63. Vogel), Kurbjuweit , Oevermann; Bielau, Raab, Steinborn (70. Burow)


BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Ullrich; Backs, Terletzki, Ernst █ (71. Seier), Riediger (86. Schlegel), Sträßer, Netz

0:1 Netz               (40.)
1:1 Schnuphase         (44.)
1:2 Riediger           (49.)

Schiedsrichter:        Prokop (Erfurt)
Zuschauer:             13.000


Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 18.05.1982