22. Spieltag 1981/82: SG Dynamo Dresden - BFC Dynamo 2:1

Wie ein angeschlagener Boxer
Achim Hall, der BFC-Trainerassistent, verließ als Letzter der Gäste die Kabine im Dresdner Dynamo-Stadion. Betroffen wie wohl alle Spieler des BFC. "Wenn die Mannschaft nicht weiß, daß ein angeschlagener Boxer besonders gefährlich ist..." lautete sein Schlußkommentar. Er bezog sich auf die auch den 38.000 nicht entgangene Haltung seiner Elf, die wohl den Eindruck gewann, zumindest das 1:1 gegen eine Dresdner Mannschaft ohne Kapitän, mit etwas weniger Aufwand nach Hause bringen zu können. Doch einmal mehr entwickelte eine zahlenmäßig unterlegene Vertretung unverhofft Kräfte, um die entstandene Lücke auszugleichen. Dresdens "Dynamos", ohnehin von Anpfiff weg mit enormer Lauf- und Kampfbereitschaft aufwartend, boten nach Dörners Feldverweis das Letzte an Willenskraft auf, stemmten sich dem BFC entgegen, um in den 200 Schlußsekunden sogar noch den Sieg aus dem Feuer zu reißen.

Einen verdienten Sieg wohlgemerkt, wie auch die Berliner anerkannten. "Dem starken Spiel der Mittelreihe Häfner-Pilz-Schade hatten wir nichts Ebenbürtiges entgegenzusetzen", nannte Jürgen Bogs die Ursache für die Niederlage. In der Atmosphäre dieser stimmungsvollen Kulisse spielten die Gastgeber auf wie in besten Zeiten. Pilz, Häfner, sehr variabel die Positionen bis hin zum rechten Flügel besetzend, schlugen ein Tempo an, daß man fürchten mußte, sie stehen das keine 90 Minuten durch. "Es geht schon entschieden besser", freute sich Reinhard Häfner, als das tatsächlich gelungen war. Sie ordneten das Spiel, stießen antrittsschnell, dynamisch immer wieder mit vor, ihre Stürmer mit Pässen fütternd oder selbst in die Lücken oder auf die Flügel rückend. An ihrer Seite ein Schade, der auf jedem Quadratmeter des Platzes zu finden war, auch wenn seine Schüsse gelegentlich eine Etage zu hoch kamen.

Spielwirkung hinterließ er. Solch Druck, solch Tempo kam aus den hinteren BFC-Reihen diesmal nicht. Die Gäste sorgten wohl für energische, gefährliche Angriffe (Sträßer, Schulz), aber die Zahl der Torschüsse, Chancen, weist eindeutige Vorteile der Dresdner auf. Der Führungstreffer, den Troppa nach Freistoßablage erzielte, bot dem BFC die Chancen, aus einer Konterhaltung zu spielen. Aus ihr konnte er jedoch nicht annähernd jene Gefahr entwickeln, die die Dresdener mit Minge (wirkungsvollster Stürmer), mit Pilz, Häfner, Schuster, Dörner zustande brachten. Es bedurfte der ganzen Kraft und Konzentration der Abwehr um Trieloff, Troppa und großer Paraden von Rudwaleit, einen Rückstand zu verhindern. Daß das Vorhaben schiefging, als sich sogar eine Siegchance im Spiel 11 gegen 10 bot (zwei Möglichkeiten von Noack), ärgerte den BFC besonders.

Schiedsrichterkollektiv: Die temposcharfe Partie forderte auch von den Unparteiischen beste körperliche Fitneß. Henning brachte sie, entschied meist aus Ballnähe und entsprechend der allen Schiedsrichtern vorgegebenen Linie konsequent. An den gelben Karten für Ernst, Döschner gab es nichts zu deuteln, und Dörners Feldverweis war bei seinem Verhalten folgerichtig. Erst klatschte er Beifall, als ein Abseitspfiff ausblieb (14.), und in der 66. spielte er den Ball absichtlich mit der Hand. In hektischen Phasen dieses Spiels hatte Henning gelegentlich Mühe, die Wogen zu glätten.

SG Dynamo Dresden:
Jakubowski; Dörner (66.
); Schuster, Schmidt (44. Trautmann), Mittag; Häfner, Schade, Pilz; Schülbe, Minge, Döschner

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Ullrich, Troppa, Noack; Terletzki, Ernst █ (65. Seier), Backs (76. F. Rohde); Schulz, Sträßer, Netz

0:1 Troppa             (15.)
1:1 Minge              (36.)
2:1 Minge              (88.)

Schiedsrichter:        Henning (Rostock)
Zuschauer:             38.000


Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 27.04.1982