19. Spieltag 1981/82: BFC Dynamo - BSG Sachsenring Zwickau 3:0

Ohne Sechsen aus dem Schneider
Sachsenring spielte sozusagen ein Rot (in roter Kleidung) ohne Sechsen (ohne die verletzten Schykowski, Hache, Großmann, Bielmeier, Fuchs und Langer nämlich) und kam, um im Bild zu bleiben, immerhin aus dem Schneider (nach einer ordentlichen Leistung zu einem achtbaren Ergebnis). "Heute war sogar mehr drin für uns", meinte Gerd Schellenberg beim Abgang, "doch als Glowatzky beim Stand von 0:1 abschoß, bewies Rudwaleit seine Klasse." Das war in der 53. Minute, als der BFC-Schlußmann gedankenschnell reagierte, seine Elf ebenso vor dem Ausgleich bewahrte wie sechs Minuten später, als Vorstopper Dünger seine Schußkraft bewies.

Allein diese beiden Szenen - einige mehr noch ließen sich anführen - unterstrichen, daß sich die Gäste beim heimstarken Meister nicht ängstlich verkrochen, vielmehr den Kopf meist oben behielten. Freilich vermochte das nichts an der phasenweise drückenden Überlegenheit des BFC zu ändern, doch die Sachsenring-Elf verdiente allein für diesen Mut, mit offenem Visier anzutreten, unsere Anerkennung. Wer selbst in schier aussichtslosen Situationen risikobereit ist, der hofft nicht nur auf die Zukunft, der tut etwas dafür. Insofern war jene Maßnahme richtig, Schwemmer wieder ins Mittelfeld zu nehmen, weil von ihm doch mehr spielerische Impulse auszugehen scheinen, wobei er von dem jungen Dombrowski (Glückwunsch zum 20.) gut unterstützt wurde.

Daß nicht allein die Zahl der Stürmer über die Angriffsqualitäten entscheiden, das ließ das Spiel des Meisters erkennen. Jürgen Bogs bot vier Spitzen auf, doch die standen sich sogar ab und an im Wege. "Es war ein Versuch", urteilte der Trainer, "und wenn es auch auf Anhieb nicht nach Wunsch klappte, hindert uns das keineswegs daran, es weiter zu probieren." Und auch diese Haltung scheint bemerkenswert, denn nur der Versuch, nicht allein der einmalige, macht klug. Diesmal wurden noch zu viele Chancen vergeben (Riediger, der indes weiter ansteigende Form verriet und noch ein Kandidat für die nächsten Länderspiele werden könnte, Netz, Sträßer, Schulz), um schon zeitiger zu der Sicherheit finden zu können, die man bei derartigen Experimenten auch braucht.

Hinzu kam, daß Alscher im Tor vor der Pause kaum zu schlagen war, wenngleich uns schien, daß Troppas Führungstor dann zu halten gewesen wäre. Wenn der BFC lange Zeit nicht so richtig auf Touren kam, so lag das daran, daß man den Ball nicht zum schnellsten Mitspieler machte, ihn zu lange hielt, mit ihm lief, daß es Schwächen im Spiel ohne Ball gab, nicht jeder ständig bereit war, sich anzubieten. Hier spielen sicherlich auch Fragen der Konzentration, der Einordnung des Kontrahenten eine Rolle.
Schiedsrichterkollektiv: Herrmann verdeutlichte sofort, wer Chef im Ring zu sein hat. Seine Entscheidungen waren bestimmt von dem Bestreben, das Spiel laufen zu lassen. Die Akteure verstanden das, gingen überaus fair zur Sache, so daß der Unparteiische ohne Verwarnung auskam. Als Troppa im Strafraum zu Fall kam (81.), war der Strafstoßpflff fehl am Platze.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Ullrich; Backs (61. Seier), Terletzki; Schulz, Riediger (71. Rohde), Sträßer, Netz

BSG Sachsenring Zwickau:
Alscher; Schellenberg; Wilde, Dünger, Stemmler, Keller; Schwemmer, Dombrowski; Becher, Glowatzky, Stephan

1:0 Troppa             (48.)
2:0 Netz               (70.)
3:0 Ullrich            (82., Foulstrafstoß)


Schiedsrichter:        Herrmann (Leipzig)
Zuschauer:             7.500


Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 06.04.1982