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Keiner versteckte sich im Mauseloch Manche
Partien haben von vornherein den Hauch eines gewissen Etwas. Der Vergleich Rot-Weiß - BFC versprach nach den Vorjahrstorfluten mit dem 7:1 der Berliner und dem 3:3 in Erfurt Tore. Und dafür hatten Akteure vor Beginn selbst ein
untrügliches Gefühl. Der Erfurter Dieter Göpel prophezeite: "Das wird ein gutes Spiel. Der BFC wird sich nicht verstecken, und wir sind in Schwung!" Und Wolf-Rüdiger Netz erklärte aus Berliner Sicht. "Es wird ein offenes Spiel!"
Genauso kam es. Der Meister wurde sogar "offener" als es seine Konzeption zunächst vorsah. Der Zwang, sich nach Trieloffs Eigentor nicht mit dem 0:1 abzugeben, und im Bewußtsein, oft genug mit geballter Kraft
erfolgreich zurückgeschlagen zu haben, diktierte das Handeln der Berliner.
Was der BFC schon in einer starken Anfangsviertelstunde andeutete, demonstrierte er noch nachdrücklicher: Angriffswirksamkeit aus der Abwehr und
dem Mittelfeld durch Noack, Troppa, auch Trieloff sowie über Terletzki, Riediger. Aber nicht zu übersehen: Der Spielaufbau vollzog sich nicht in dem Tempo wie der des Gastgebers, mitunter fehlten die Überraschungsmomente, und
dem Angriff fehlte es an Druck. Götz wie Schulz wirkten zu zaghaft, sie konnten sich nicht annähernd in Szene setzen wie Netz. So geriet immer wieder Sand ins BFC-Getriebe. Die Erfurter, schon bei dem stürmischen Auftakt der
Gäste um keine Antwort verlegen, hatten an diesem Tage in einem sehenswerten Spiel einige Pfunde auf die Waagschale zu packen: Tempo, Einsatz und Spielverständnis. "Das schnelle Umkehrspiel von der Abwehr auf den Angriff", nannte Göpel einen Vorzug, und Jürgen Heun einen weiteren: "Wir
stellten uns nach dem 1:0 nicht hinten rein, sondern haben weiter voll den Angriff gesucht."
Auch wenn es dabei Schaltpausen gab. Doch der FC Rot-Weiß übte sich nie in Bescheidenheit. Auch versteckte er sich in
keinem Moment, auch nicht nach Troppas Anschlußtor, im Mauseloch. Das verriet schon gewachsenes spielerisches Vermögen, auch Abgestimmtheit: Die Vorstöße Goldbachs, Göpels, Teichs, ohne daß sich Löcher auftaten. Sie schufen so
immer wieder Überraschungseffekte, und da auch Iffarth, Vlay variantenreich im Mittelfeld umschalteten. Romstedt eine Stunde, Heun (nur nicht immer so konzentriert im Abschluß wie beim glänzend vollendeten Solo zum 2:0!) die
großen Wege nicht scheuten, waren die Erfurter nur schwer "auszurechnen". Das macht sie derzeit so gefährlich! "In entscheidenden Phasen waren wir nicht auf der Höhe der Situation!" ärgerte sich BFC-Libero Norbert Trieloff, wobei der BFC ganz ohne Zweifel seine Anteile am Spiel hatte!
Schiedsrichterkollektiv: Gute Abstimmung bei Abseitsentscheidungen. Peschel leitete resolut, ließ sich in einigen hektischen Phasen nicht irritieren, zeigte aber in der zweiten Halbzeit bei einigen
Freistoßentscheidungen nicht immer Fingerspitzengefühl.
FC Rot-Weiß Erfurt: Benkert; Sänger; Winter,
Goldbach █, Teich; Göpel, Iffarth, Vlay; Romstedt (88. Vogel), Heun █, Busse BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Ullrich; Riediger, Terletzki, Sträßer; Götz (57. Schlegel), Schulz (77. Ernst), Netz
1:0 Trieloff (26., Eigentor)
2:0 Heun (78.) 2:1 Troppa (84.)
3:1 Göpel (87.)
Schiedsrichter: Peschel (Radebeul)
Zuschauer: 28.000
Wolfgang Hempel, Neue Fußballwoche, 15.09.1981

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