03. Spieltag 1981/82: BFC Dynamo - FC Vorwärts Frankfurt (Oder) 6:0

Der Meister in Spiel- und Schußlaune
In der Vorsaison hatte der FCV dem Favoriten BFC in der Meisterschaft zweimal ein Schnippchen geschlagen und darüber hinaus die Pokalhoffnungen zerstört. "Das macht uns nicht nervös, läßt uns eher konzentrierter in die Partie gehen", sagte uns Artur Ullrich vor dem Anpfiff. "Die jungen FCV-Stürmer habe ich gegen den 1. FCM im Fernsehen beobachtet. Da müssen wir ganz schön aufpassen." Tatsächlich war beim Gastgeber nicht einmal ein Anflug eventueller Unruhe zu entdecken. Die unliebsamen Erinnerungen spiegelten sich allenfalls im Elan wider, mit dem der Widerpart von Anpfiff weg zur großen Tempohatz gestellt wurde. Nur eingangs hielt der FCV mit. Nach dem ersten Tor, dem schließlich Chancen und Treffer wie am Fließband folgten, nur eben eines attraktiver als das andere, wurde der FCV regelrecht aus allen Fugen gehoben.

"Kreutzer konnte einem leid tun", winkte Erich Hamann, ein früherer Auswahlspieler der Rot-Gelben, fassungslos ab. "So vorgeführt wurden wir lange nicht." Sechs Tore kassierte der FCV zuletzt im Vorjahr, nach dem EC-Debakel, beim 1. FC Lok. An Chancen und Spielvorteilen gemessen, hätten es diesmal gar noch ein paar mehr sein können. Sträßer (2.), Netz (13.), Schulz (17.), Terletzki (49. - hier rettete Geyer auf der Linie), Noack (53.), Netz (75. und 84.) boten sich über das halbe Dutzend Tore hinaus noch gute, teils zwingende Möglichkeiten. Aber nach dem 5:0-Halbzeitstand, "der uns natürlich völlig aus der Bahn warf", wie Werner Unger schon da feststellte, vor allem nach Riedigers herrlichem 6:0, halb im Fallen volley erzielt, ließ es der Gastgeber doch etwas gemächlicher angehen.

Man vergnügte sich mehr, den Rivalen auszuspielen, statt ihn auch in Tornähe entschlossen mattzusetzen. Der FCV mit seiner jungen Stürmer-Reihe beschwor nur wenige Gefahrenmomente vor Rudwaleits Gehäuse herauf. Wenn, kamen sie aus der Abwehr (Hause, Probst), zumal Kuhlee, frechster des Sturm-Trios, verletzt ausgewechselt werden mußte. Aber das erklärt allenfalls die Harmlosigkeit, keineswegs aber die eindeutige Niederlage. Die resultierte aus den klaren athletischen und spielerischen Vorteilen des Meisters. Sein früher EC-Start, der zudem noch Selbstvertrauen anreichern half, spiegelt sich in der schon guten Form wider.

Verblüffend, wie aus der Abwehr Trieloff, Troppa, Ullrich und Noack in den Angriff prellten, so abgestimmt, daß hinten kaum Lücken, vorn aber meistens Überraschungsmomente entstanden. So waren die Torerfolge dreier Verteidiger alles andere als Zufall. Erfreulich, Kapitän Terletzki konnte seine große Form vom Etienne-Spiel bestätigen, auch Sträßer seinen "Aufwind". Und Riediger bekam die Luft im Mittelfeld ausnehmend gut. Mit ihm hatte der BFC quasi einen vierten Stürmer und für den FCV ein Rätsel mehr, das in den rot-gelben Reihen keiner lösen konnte. Auch die Routiniers (Krautzig, Andrich) konnten das schwankende Boot nicht stabilisieren.

Schiedsrichterkollektiv: Eine gute Leistung des sicher amtierenden Trios, das in dieser schnellen Partie läuferisch wohl am meisten gefordert wurde. Die saubere Atmosphäre, die faire Haltung beider machte energisches Eingreifen kaum erforderlich. So kamen für uns beide "Gelben" etwas überraschend.


BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Ullrich; Riediger (66. Brillat), Terletzki, Sträßer (57. Ernst); Götz, Schulz, Netz
FC Vorwärts Frankfurt (Oder):
Kreutzer; Hause; Probst, Schuth, Geyer; Krautzig (33. Lehmann), Andrich
, Enzmann; Schulz, Kuhlee (60. Pietsch ), Gramenz

1:0 Terletzki          (11.)
2:0 Sträßer            (22.)
3:0 Trieloff           (35.)
4:0 Troppa             (40.)
5:0 Ullrich            (44., Handstrafstoß)
6:0 Riediger           (62.)

Schiedsrichter:        Roßner (Pößneck)
Zuschauer:             19.000


Horst Friedemann, Neue Fußballwoche, 08.09.1981