23. Spieltag 1979/80: FC Rot-Weiß Erfurt - BFC Dynamo 0:2

Der BFC war seiner Mittel viel sicherer
Schon zur Halbzeit urteilte Georg Buschner: "Der FC Rot-Weiß wirkt zu gehemmt, zu wenig selbstbewußt. So kann er dem BFC nicht beikommen, der in der Spielanlage klare Vorteile besitzt." Wer das Geschehen nicht nur durch die rot-weiße Brille sah, der mußte unserem Auswahltrainer beipflichten. Schon im Spiel aus der Abwehr heraus, im Aufbau der Aktionen, gingen die Gäste durchdachter, ruhiger zu Werke, variierten klug zwischen Steil- und Doppelpaß, je nach Situation. Das war nicht nur ein Verdienst der souverän wirkenden Trieloff und Troppa, sondern in erster Linie des agilen Sträßer, der wohl jeden Quadratmeter des Feldes zumindest einmal durchlief, nie zu stellen war, auch nicht, als Vogel und Fritz die Positionen wechselten.

Und was der Flachsschopf im Mittelfeld begann, das setzte der flachsblonde Riediger im Angriff fort. Brosselt war einfach überfordert, konnte seinen Kontrahenten nie binden, blieb trotz seiner Unterlegenheit erfreulich fair, was erwähnt werden sollte, weil das nicht immer so ist und weil einige der Akteure auf dem Erfurter Rasen (Jüngling, Heun u. a.) das nicht durchweg waren. Sicherlich, der BFC konnte beruhigt aufspielen, nachdem er bereits in der Anfangsphase in Führung gegangen war, der FC Rot-Weiß so seine Pläne durchkreuzt sah, zum Rückstand noch die psychologische Belastung kam. So sehr sich auch Benkert und Schröder, teilweise auch Fritz und Romstedt, vor allem aber Göpel - ein echter Kapitän - um eine Wende bemühten, die Versuche mußten erfolglos bleiben.

Zum einen war das Leistungsgefälle in der Erfurter Elf weit größer als bei den Berlinern, die zudem ihre Routine (Terletzki) umzusetzen wußten; zum anderen verfügte der Meister über einige herausragende und das Spiel tragende Kräfte, die sich beim FC Rot-Weiß nicht herausbilden konnten; und schließlich hatte der Titelanwärter klare Vorteile hinsichtlich der Chancenverwertung. Wenn sich die Leistungen der Torleute noch ausglichen, Benkert ebenso viele Möglichkeiten zunichte machte wie Rudwaleit auf der anderen Seite, so waren doch die BFC-Stürmer (Riediger, Helms) kaltblütiger als ihre Kollegen auf der anderen Seite. Die beste Chance des Spieles überhaupt hatte Heun, nachdem er von Romstedt hervorragend freigespielt worden war. Doch sein Kopfball traf, wie der von Göpel 28 Minuten später, nur den Pfosten (47.). Das Pech sollte da nicht strapaziert werden...

Zum Schiedsrichterkollektiv: Kulicke begann gut, ließ dann jedoch in der Qualität seiner Spielleitung nach. Allerdings: Einige Spieler taten alles, ihm sein Amt zu erschweren, schienen unbedingt "Gelb" haben zu wollen. Fünfmal wurde es gezeigt, es hätte noch mehr sein können. Vor dem 2:0 nahm Riediger den Ball in Abseitsposition an. Dazu Linienrichter Roßner: "Im Moment der Ballabgabe stand Riediger nicht im Abseits." Wie auch immer: Riedigers Dribbling und seine Ablage zu Helms zogen sich so lange hin, daß man sich fragen mußte, wo denn die Erfurter Abwehr blieb. Erst der Pfiff unterbricht das Spiel. Und der ertönte nicht.


FC Rot-Weiß Erfurt:
Benkert; Teich
; Becker, Göpel, Brosselt; Vogel (60. Vlay), Schröder , Fritz; Iffarth , Romstedt, Heun
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Jüngling █ (81. Rath), Troppa, Artur Ullrich; Schulz █, Terletzki, Sträßer; Riediger, Helms, Netz (60. Pelka)

0:1 Riediger           ( 7.)
0:2 Helms              (56.)

Schiedsrichter:        Kulicke (Oderberg)
Zuschauer:             16.000


Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 29.04.1980