22. Spieltag 1979/80: BFC Dynamo - HFC Chemie 4:1

Duell der Kapitäne klar an Terletzki
Die Konzeptionen der Trainer wollten es, daß sie zu unmittelbaren Gegenspielern wurden: Frank Terletzki und Hartmut Meinert, die Kapitäne ihrer Mannschaften, Endzwanziger beide und gewaschen mit allen Wassern, sehr wohl in der Lage, ihre Kameraden zu führen. Sosehr sich zunächst der Berliner mit seinen Freunden auch mühte, der Hallenser und seine Truppe fanden auf alles eine Antwort. Zwar trieb der eisige Wind - später hagelte und schneite es noch, ehe gegen Schluß die Sonne verschämt durch die Wolken lugte - den Ball mitunter zu den putzigsten Kapriolen, doch die Gäste ließen dem Meister kaum Entfaltungsmöglichkeiten.

Pingel und Sträßer lieferten sich sehenswerte Zweikämpfe, wobei lediglich die Auswechslung des Hallensers überraschte; Riediger riß immer wieder an Schliebes Ketten, hatte zu Beginn jedoch kaum Vorteile; und auch der Eifer von Helms und Schulz wurde in dieser Phase nicht belohnt. Ja, als Meinert sich im Mittelfeld gegen Terletzki den Ball erkämpfte, überlegt in den Raum paßte, sich Lorenz gut in Position brachte und Rudwaleit überwand ("Da hatte ich keine Chance", so der Lange), da drohte dem Meister ein Punktverlust. "Doch in dieser kritischen Phase bewies unsere Mannschaft Moral", anerkannte BFC-Cheftrainer Dr. Dieter Fuchs. Tatsächlich, wobei vor allem ein Mann die Signale setzte, nicht nur wegen der beiden Tore: Frank Terletzki.

Er leistete ein enormes Pensum, schüttelte Meinerts Schatten immer wieder ab, glättete hier die Wogen, half dort aus. Und sein Freistoßtor, diesmal überlegt ins Eck geschoben, war allererste Güte. Ein Kapitän, der nicht nur die Seitenwahl durchführte, sich vielmehr als verlängerter Arm des Trainers verstand. War der BFC schon vor der Pause die aktivere Mannschaft (11:2 Schüsse, 9:1 Ecken), so änderte sich das Bild in der zweiten Halbzeit noch mehr zu seinen Gunsten. Die Gäste blieben, bis auf ihren überragenden Torwart Jaenecke und ihren kampfstarken Libero Fülle, den Beweis der Klasse schuldig, hatten im Angriff nur harmlose Aktionen zu bieten, weil Peter jegliches Durchsetzungsvermögen fehlte, Pastor bei Troppa keine Chance hatte, Krostitz kaum einmal nach vorn aufschloß und Lorenz mit dem Führungstor sein Pulver verschossen hatte.

Dieses Angebot nutzte der Meister. Und wie! In einigen Phasen zeigte er nach dem Wechsel sehenswerten Kombinationsfußball, der von Riediger immer wieder torgefährlich gemacht wurde. Erst legte er Troppa die Kugel maßgerecht vor, dann schloß er, von Pelka eingesetzt, ein Dribbling überlegt ab. Der HFC konnte sich bei Jaenecke bedanken, der mehrfach großartig reagierte, daß es bei drei Treffern Differenz blieb und Dieter Strozniak war ehrlich genug zuzugeben: "Wir hatten uns mehr ausgerechnet, doch der BFC war zu stark."

Zum Schiedsrichterkollektiv: Ein faires Spiel, das korrekt geleitet wurde.


BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack (46. Seier), Troppa, Artur Ullrich; Sträßer, Terletzki, Jüngling; Riediger, Helms (46. Pelka), Schulz
HFC Chemie:
Jaenecke; Fülle; Strozniak, Wawrzyniak (59. Goldstein), Schliebe; Pingel (70. Broz), Meinert
, Krostitz; Peter, Pastor, Lorenz

0:1 Lorenz             (11.)
1:1 Terletzki          (28.)
2:1 Terletzki          (41., Foulstrafstoß)
3:1 Troppa             (72.)
4:1 Riediger           (77.)

Schiedsrichter:        Streicher (Crimmitschau)
Zuschauer:             8.500


Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 22.04.1980