21. Spieltag 1979/80: BSG Sachsenring Zwickau - BFC Dynamo 2:1

Altmeister ist fast aus dem Schneider
Der Methusalem in unserer höchsten Spielklasse errang nicht nur den ersten Sieg über den BFC Dynamo seit sechs Jahren (!), er dürfte damit auch den entsdieidenden Schritt auf dem Wege zum Klassenerhalt getan haben. Ein Plus vor allem hatten die Zwickauer gegenüber dem Meister: Sie schlugen aus ihren Chancen weitaus mehr Kapital! Aus vier Möglichkeiten erzielten sie zwei Tore. "Meine ersten in dieser Serie", meinte strahlend Werner Bräutigam. Die Berliner dagegen brachten aus der doppelten Anzahl nur einen Treffer zustande. "Unsere Angriffsprobleme waren unübersehbar. Wir mußten in den ersten 60 Minuten alles klarmachen." Trainer Martin Skaba dachte sicherlich an die Phase, in der die Gäste ihre Spielfähigkeit, ihre Reife und Kombinationssicherheit zur Geltung brachten (Terletzki, Ullrich, Troppa, Trieloff, Sträßer).

Die klarsten Chancen vergab Riediger, der nach einem maßgeschneiderten Konter über Pelka-Ullrich durchlaufend nur den Pfosten traf (34.). Er wurde noch zweimal völlig freigespielt (21. und 61.), traf jedoch jeweils den Ball nicht voll, und Croy hatte wenig Mühe. Die Ruhe und die Sicherheit des Auswahltorhüters strahlte im Verlauf dieser kurzweiligen und temperamentvoll geführten Partie ("Sie konnte sich auch spielerisch durchaus sehen lassen", urteilte Zwickaus Trainer Hartmut Rentzsch) auf die gesamte Elf aus. Sachsenring wuchs von Minute zu Minute am prominenten Gegner und wußte sich schließlich nicht nur kämpferisch zu behaupten.

Und als die Berliner Mitte der zweiten Hälfte im Mittelfeld die Initiative abgaben, ("nicht mehr energisch genug störten", so Cheftrainer Dr. Dieter Fuchs), setzten die Platzherren alles auf eine Karte. Stephan und Schellenberg bekamen plötzlich noch einmal Luft. Reichelt und Keller stürmten. Mit Ganz kam neuer Schwung, und Pilz war überall. Er bereitete beide Treffer vor. Bräutigam vollendete jeweils wuchtig und entschlossen. Im Endspurt bewies der Meister dann ungebrochene Moral, aber Pilz holte Seiers Schuß von der Linie (85.) und Trieloff traf nur den Pfosten (90.).

Zum Schiedsrichterkollektiv: Roßner pfiff aufmerksam und konsequent. Anstelle von Langer hätte Fuchs wegen "Schauspielerei" Gelb verdient. Aber warum so kleinlich? Und wenn, dann nicht nur gegen Croy bei dessen Abstoß (34.), sondern auch gegen Trieloff bei einem Abseitsfreistoß. Außerdem: Mehr Aufmerksamkeit der Nachspielzeit widmen!


BSG Sachsenring Zwickau:
Croy; Stemmler; Reichelt, Keller, J. Schykowski; Pilz, Schellenberg
, Stephan; Bräutigam, Langer (53. Ganz), Fuchs
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Artur Ullrich; Sträßer (79. Seier), Jüngling, Terletzki; Riediger, Pelka (82. F. Rohde), Schulz

0:1 Schulz             (23.)
1:1 Bräutigam          (73.)
2:1 Bräutigam          (80.)

Schiedsrichter:        Roßner (Pößneck)
Zuschauer:             13.000


Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 15.04.1980