04. Spieltag 1979/80: BSG Chemie Leipzig - BFC Dynamo 1:2

Wer im traditionellen Leutzscher Georg-Schwarz-Sportpark bestehen will, der muß die enorm stimulierende Kulisse der 19.000 und das leidenschaftlich-kämpferisch engagierte Spiel dieser Chemie-Elf vom Jahrgang 1979 mit ins Kalkül ziehen. Diese Erfahrung machte auch der Meister, der bei sengender Hitze in einer kurzweiligen, farbigen Partie vom Neuling zum Kampf gestellt wurde. "Meine Befürchtungen, ob sie die drei Spiele in einer Woche durchstehen kann, hat die Mannschaft zerstreut. Sie hielt tempo- und kräftemäßig mit."

Dieter Sommer ging aus dieser respektlos geführten Partie hoffnungsvoll hervor. Nach der Pause nämlich kämpften sich die Meyer, Lischke, Graul, N. Schubert, Matychowiak und Fritzsche endgültig frei. Außerdem kam mit Röpcke und J. Schubert, der nach einem Steilpaß von Graul mit energischem Solo den Anschlußtreffer erzielte, ein neuer, dynamischerer Zug ins Chemie-Spiel, während auf der anderen Seite das Gegenteil der Fall war. Beim BFC nämlich, "der im Gefühl des 2:0-Vorsprungs wohl zu kurz trat, die Initiative im Mittelfeld abgab" (so DFV-Trainer Dr. Rudolf Krause), wurde ein Mann mit Ruhe und Übersicht - was Lauck doch kann - vermißt. Er bestimmte mit Terletzki, "der mit seinen Pässen jeden Meter des Platzes er reichen kann" (so Roland Ducke), in der ersten Hälfte das Spiel seiner Elf, das meisterliche Züge besaß.

Hier diktierte der Gast das Geschehen mit kraftvollen, Systematik und Dynamik ausstrahlenden Aktionen. Da trieb er durch seine Schnelligkeitsvorteile (Riediger, Pelka, Netz) und durch seine überraschenden Züge aus der Tiefe (Trieloff, Noack, Troppa) die Platzherren immer wieder in die Enge. Trieloff und Noack bereiteten dann auch beide Treffer vor, "die uns doch tüchtig in die Glieder fuhren", bekannte Michael Meyer. Der BFC aber nutzte das in der Folgezeit nicht konsequent genug, ließ vor allem durch Riediger und Pelka weitere klar herausgespielte Möglichkeiten aus. Die Quittung folgte: Der Meister mußte bei diesem Sonnenbad weitaus mehr Schweiß und Nerven investieren, als ihm lieb war!

Zum Schiedsrichterkollektiv: Peschel, der sich um eine umsichtige Spielleitung bemühte, hätte eine objektivere Beurteilung von den Rängen für seine Entscheidungen verdient.


BSG Chemie Leipzig:
Kahnt; Fritzsche; Mulansky, Höhne, Matychowiak; Paul (46. J. Schubert
), N. Schubert, Graul ; Meyer, Lischke, Gosch (65. Röpcke)
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Artur Ullrich; Lauck (63. Jüngling), Brillat, Terletzki; Riediger, Pelka, Netz (52. Schulz)

0:1 Pelka              (24.)
0:2 Riediger           (27.)
1:2 J. Schubert        (78.)

Schiedsrichter:        Peschel (Radebeul)
Zuschauer:             19.000


Klaus Thiemann, Neue Fußballwoche, 04.09.1979