02. Spieltag 1979/80: BSG Stahl Riesa - BFC Dynamo 1:1

Abwehr stand - Punktgewinn
Erfolgverwöhnt sind die Riesaer in ihren Spielen gegen den BFC wahrlich nicht. Selbst im Vorjahr, als die Stahlwerker eine beachtliche Saison hinlegten, mußten sie über zwei knappe Niederlagen quittieren. In der Gesamtbilanz nehmen sich die zwei Siege und nunmehr vier Remis in 19 Begegnungen recht bescheiden aus. Doch die Elbestädter wissen ihre Möglichkeiten real einzuschätzen. "Der eine Punkt ist für uns bereits ein Erfolg", freute sich Torschütze Eberhard Lippmann, der nach einem lehrbuchreifen Konterangriff über Schuster bei dessen Eingabe leichtes Spiel hatte. Und dieser frühe Treffer (der einzige Schuß auf das Rudwaleit-Gehäuse!) warf den Meister fast um. Es überraschte wohl keinen, daß der Gast die technisch ausgefeiltere Klinge schlug, das Spiel bestimmte und das Tempo machte.

Aber das über weite Strecken nur bis zum gegnerischen Strafraum. Mehr ließ die aufmerksame und aufopferungsvoll kämpfende, aber nie über die Stränge schlagende Stahl-Abwehr nicht zu. Erstaunlich, daß der BFC kein Mittel fand, die massierte Verteidigung zu knacken. Die sonst so schnellen Spitzen Riediger und Netz vermochten nur äußerst selten einen Vorteil zu erzielen. Da auch Lauck gegen den fleißigen und wirkungsvollen Schuster stets auf der Hut sein mußte, der lauffreudige Raabe sich fest an die Fersen Noacks heftete, lief das Spiel des Meisters in keiner Phase wie erhofft. Vor dem Wechsel gab es nicht eine klare BFC-Gelegenheit. Köpnick, der später noch warmgeschossen wurde, hatte einen unverhofft ruhigen Beginn. Das änderte sich jedoch mit zunehmender Spielzeit. Jetzt suchten die Hauptstädter mit lange vermißten Schüssen aus der zweiten Reihe den Erfolg.

Riesas Schlußmann aber zeigte sich den Anforderungen vollauf gewachsen. "Wenn alle ihr Bestes geben, gegen den Meister achtbar bestehen zu wollen, dann darf ich erst recht nicht zurückstehen", meinte der Torhüter mit einem Lächeln. Zwar nahmen ihm seine Vorderleute ein gerüttelt Maß an Arbeit ab, doch einige Male zeigte er sein Können, so bei Schüssen von Troppa und Noack. "Ich glaubte fast, wir könnten gar kein Tor mehr schießen", erzählte Torschütze Wolf-Rüdiger Netz, der seine Elf aus den ärgsten Nöten befreite. Auch wenn der BFC noch einmal mit einem blauen Auge davonkam, die Riesaer ihm mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung arg zusetzten, von seiner Bestform ist der Meister noch immer ein ganzes Stück entfernt.

Zum Schiedsrichterkollektiv: So schwierig, wie Habermann sich die Aufgabe machte, war sie nicht. Nach einem konsequenten Beginn verlor er dann leider die Linie und fällte einige umstrittene Entscheidungen. Das darf für gewisse "Anhänger" jedoch nicht zum Anlaß genommen werden, Gegenstände in den Innenraum zu werfen.


BSG Stahl Riesa:
Köpnick; Hauptmann; Meinert
, Wenzel, Härtel; Schuster, Hennig (76. Wolf), Schremmer, Raabe ; Lippmann, Jentzsch
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Jüngling (76. Brillat), Troppa, Artur Ullrich █; Noack, Terletzki, Lauck; Riediger, Pelka (67. Schulz), Netz

1:0 Lippmann           ( 9.)
1:1 Netz               (75.)

Schiedsrichter:        Habermann (Sömmerda)
Zuschauer:             8.500


Andreas Baingo, Neue Fußballwoche, 28.08.1979