26. Spieltag 1978/79: BFC Dynamo - FC Karl-Marx-Stadt 3:1

Nach zweimal Holz war der letzte Rekord fällig
Ehrungen über Ehrungen für den BFC. Vor dem Spiel gab's die Meisterplaketten, in der Pause außerdem Metall für die Nachwuchs-Oberliga (Silber) und die Juniorenliga (Gold). Wahrlich ein äußerst erfolgreiches Jahr für die Dynamos aus der Hauptstadt. Und der neue Titelträger wollte schließlich noch den Punkt aufs i setzen, auch den letzten noch gültigen Rekord des damaligen ASK Vorwärts Berlin mit 73 erzielten Treffern auslöschen. Außerdem war die Chance vorhanden, Hans-Jürgen Riediger die Krone des Torschützenkönigs aufzusetzen. "Wir wollen alle für ihn spielen, weil Hans-Jürgen das ohne Zweifel verdient hat, im vergangenen Jahr einen gehörigen Sprung nach vorn tat", gab Reinhard Lauck vor dem Spiel die Marschroute heraus. "Mit dem Torschützenkönig hat es zwar nicht geklappt, aber deshalb bin ich nicht böse. 20 Tore in 24 Spielen, das ist doch trotzdem was", meinte Hans-Jürgen Riediger selbst.

"Immerhin haben wir gewonnen und unsere gute Heimbilanz erhalten." Der Torrekord des ASK jedoch überlebte nicht die erste Halbzeit. Trafen vorher Netz (18.) und Riediger (35.) nur das Holz, so war er schließlich doch noch fällig. Der neue Meister machte es sich aber selbst unnötig schwer. Bei einem halben Dutzend bester Möglichkeiten schien es fast so, als hätte der BFC an diesem Tage das Schießpulver nicht erfunden. "Wir sorgten zwar für Druck aus allen Reihen, verengten jedoch die Räume zu sehr. Auch führte das unbedingte Wollen, einen würdigen Abschluß zu erreichen, zu einiger Verkrampfung", urteilte Jürgen Bogs. Zudem stand mit Krahnke ein Mann im FCK-Gehäuse, der nicht nur einen guten Eindruck hinterließ, sondern auch das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite hatte, Immer wieder warfen sich auch seine Vorderleute in die Schußversuche hinein, so daß lange nichts entschieden war. Die Angriffswirksamkeit der Gäste dagegen hielt sich in bescheidenen Grenzen.

Erst nach dem Wechsel, als sich Bähringer weiter nach vorn orientierte, wurde Rudwaleit stärker unter Beschuß genommen. Jetzt hatten die Berliner auch keine Kraft mehr, das Powerplay der ersten 45 Minuten fortzusetzen. Lediglich Riediger versuchte mit lang gezogenen Sprints, Lücken in die FCK-Abwehr zu reißen. Im Gefühl des sicheren Sieges allerdings fehlte schließlich doch die letzte Konzentration. Der Tabellen-Achte, der sich mit einem imponierenden Schlußspurt aller Abstiegssorgen entledigte, wurde dennoch sicher beherrscht. "Wir hatten uns etwas mehr Gegenwehr vorgenommen, es fehlte aber ein wenig die Geradlinigkeit, wir benötigten im Mittelfeld zu viele Stationen", schränkte Manfred Kupferschmied ein, war trotz alledem aber nicht unzufrieden. In dem abwechslungsreichen und überaus fairen Treffen besaßen die Karl-Marx-Städter anfangs zu viele Hemmungen, Angst vor der eigenen Courage, zogen sich letzten Endes aber achtbar aus der Affäre.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Jüngling, Troppa, Artur Ullrich; Terletzki, Lauck, Noack; Riediger, Pelka (57. Ernst), Netz (69. Sträßer)
FC Karl-Marx-Stadt:
Krahnke; Sorge; Uhlig, P. Müller (46. Pelz), Heydel; Eitemüller, A. Müller, J. Müller; Richter, Bähringer, Günther (46. Ihle)

1:1 Riediger           (39., Foulstrafstoß)
2:0 Terletzki          (45.)
2:1 Ihle               (66.)
3:1 Riediger           (68.)

Schiedsrichter:        Prokop (Erfurt)
Zuschauer:             13.000

Andreas Baingo, Neue Fußballwoche, 09.06.1979