19. Spieltag 1978/79: BFC Dynamo - BSG Stahl Riesa 1:0

Der Kapitän nahm Maß
"Zum Glück bewahrte der Frank kühlen Kopf. Sein Freistoß war Maßarbeit." Jürgen Bogs atmete am Ende sichtlich auf, sprach unumwunden vom schwächsten Heimspiel in dieser Serie. Ja, der Spitzenreiter wurde in der Tat auf eine harte Geduldsprobe gestellt, nicht zuletzt durch eine bravouröse kämpferische Leistung der Stahl-Elf, die mit taktischem Geschick und mit Leidenschaft ihre Außenseiterrolle spielte. Zwar geriet der BFC nie in die Gefahr, seine imponierende Erfolgsserie einzubüßen, aber der Sieg kostete ihn doch erheblichen Nerven- und Kraftaufwand. Erst der Prachttreffer des Kapitäns löste vieles bei ihm. Erst danach münzte er seine eindeutigen Feldvorteile auch in dynamische und torgefährliche Aktionen um (Terletzki, Sträßer, Trieloff, Riediger, Artur Ullrich), erspielte sich weitere Chancen durch Sträßer (69. Kopfball an den Pfosten), Pelka, Riediger und Labes, dessen Schuß Runge von der Linie holte (85.).

"Ich glaube, wir haben den Tabellenführer hart gefordert. Und mit etwas Glück..." Günter Guttmann war rundherum zufrieden mit seiner Mannschaft, die, als einzige noch ohne Auswärtssieg, diesmal ihr Leistungsvermögen nahezu restlos ausschöpfte. "Vor allem vor der Pause taten wir uns sehr, sehr schwer, operierten zu langatmig, mit zu vielen Ballverlusten und hatten keinen Ruhepunkt im Mittelfeld", meinte Michael Noack, der durch ein "Gipsknie" zum Zuschauen verurteilt war. Außerdem stand die Riesaer Abwehr sehr sicher, verengte geschickt die Räume, imponierte durch Schlagsicherheit und Zweikampfstärke. Libero Hauptmann war der umsichtige Organisator, Schremmer deckte Netz fast völlig zu, und auch Schlutt bestand gegen Pelka.

So drohte dem Tor der Gäste, in dem Köpnick die vorherigen guten Kritiken nachdrücklich bestätigte, nur durch Riediger hin und wieder Gefahr. Er besaß auch die einzige klare Chance vor dem Wechsel (!), traf mit einem Kopfball nur den Pfosten (24.). Auch in der Spielöffnung leisteten die Riesaer Beachtliches (Runge, Börner, Steuer), die nach dem Rückstand sogar mutig den Weg nach vorn antraten, Hauptmann fast zum Mittelstürmer umfunktionierten. Dennoch bewegte sich ihre Angriffswirkung in bescheidenen Grenzen, blieb es bei einem gefährlichen Torschuß durch Jentzsch (75.). In der Abwehr nämlich leisteten sich die Berliner, die kämpferisch und läuferisch keineswegs enttäuschten, überhaupt keinen Schnitzer.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Albert Ullrich (36. Jüngling), Artur Ullrich, Troppa; Terletzki, Sträßer, Brillat; Pelka (80. Labes), Riediger, Netz
BSG Stahl Riesa:
Köpnick; Hauptmann; Schremmer, Schlutt, Härtel (13. Wenzel); Schuster, Steuer, Runge, Raabe (71. Jentzsch), Börner, Schröder

1:0 Terletzki          (63.)

Schiedsrichter:        P. Müller (Cottbus)
Zuschauer:             7.500

Klaus Thiemann, Deutsches Sportecho, 07.04.1979