18. Spieltag 1978/79: 1. FC Lok Leipzig - BFC Dynamo 0:0

Lauck bot Mittelfeldstudie
Eine Studie für Fußball-Feinkost bot der Berliner Lauck. Wie er im Mittelfeld, stets als freier Anspielpunkt, mit akkuraten Pässen die Bälle verteilte, rationell seine Mitspieler einsetzte, den Rhythmus bestimmte, zum einen Ruhe in die Aktionen brachte, dann wieder das Spiel beschleunigte, das war Klasse. So lobte Lok-Kapitän Wilfried Gröbner spontan: "Reinhard Lauck bot ein ausgezeichnetes Stellungsspiel. Großartig sein Spiel in die freien Räume." Ansonsten gab's in Leipzig nicht gerade Feinkost. "Zu sehr stand das kämpferische Moment im Vordergrund", kommentierte Lok-Cheftrainer Horst Scherbaum, "da fehlte der große spielerische Gehalt." Und BFC-Trainer Jürgen Bogs sah es nicht anders: "Kein attraktives Spiel. Zu viele Unterbrechungen, zu viele Verkrampfungen." Und das, obwohl Stenzel nach gut einer Viertelstunde die "Kampfhähne" beiderseits beruhigte, die übergroße Forsche im einsatzbetonten Treffen gedämmt hatte. Der 1. FC Lok vermochte den neuen Rekord des BFC, der seit Saisonbeginn in 18 Meisterschaftspartien nunmehr ungeschlagen blieb, nicht zu verhindern.

Wohl fighteten die Gastgeber temperamentvoll, entschlossen, brachten Liebers (sehr schußfreudig!), Roth, Kühn, eine Zeitlang auch Löwe viel Bewegung, Tempo in die Angriffe. Doch um die BFC-Abwehr auszuspielen, hätte es größeren Angriffsdruckes der gesamten Lok-Mannschaft bedurft. Zu zögernd, zu sporadisch rückten da die Außenverteidiger Sekora, Fritsche auf. Zu sehr fühlte sich Kreer in der Bewachung Terletzkis gebunden. Und zu wenig wußten sich Löwe gegen Noack, später Jüngling, und Großmann gegen Ullrich in Zweikämpfen zu behaupten. An Schußversuchen fehlte es nicht in der ersten Halbzeit, an Weitschüssen von Liebers, Roth, Großmann, einmal rettete Terletzki auf der Linie gegen Liebers (22.),doch Rudwaleit geriet nicht in Verlegenheit. Der BFC veranstaltete nicht, wie der 1. FC Lok zuweilen, ein Handball ähnelndes "Kreisläuferspiel", was aber im Fußball gewöhnlich höchst unproduktiv ist.

Mit geradlinigen Zügen über zwei, drei Stationen tauchten Riediger (12., Pfostenschuß), Pelka (22., Kopfball), Sträßer (42., Kopfball) vor Stötzners Tor auf. Ohne Schnörkel, ohne umständliches, zeitaufwendiges Querspiel war der BFC sogar torgefährlicher! Ein Verdienst Laucks, aber auch dank der Sträßer (leistete großes Fleißpensum!), Troppa, Ullrich, die gut auf dessen Ideen eingingen. Die zweite Halbzeit war dann jedoch ein getreues Spiegelbild der beiderseits auf Risikolosigkeit, auf das Vermeiden eines Verlusttores orientierten Taktik. Man war vornehmlich auf die Sicherung der Abwehrgefüge bedacht. "Da bewies der BFC seine gewachsene spielerische Reife", konstatierte Lok-Trainer Heinz Joerk, zufrieden über seine wieder stabilisierte Deckung. "Die Berliner waren uns in der Umsetzung ihrer spielerischen Konzeption überlegen. Ihre Zusammenarbeit der einzelnen Mannschaftsteile erreichte unsere junge Vertretung nicht."

1. FC Lok Leipzig:
Stötzner; Baum; Sekora, Gröbner, Fritsche; Roth (74. Dennstedt), Liebers, Kreer; Löwe, Kühn, Großmann (58. Kinne)
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack (10. Jüngling), Artur Ullrich, Troppa; Terletzki, Sträßer, Lauck; Pelka (77. Brillat), Riediger, Netz

Schiedsrichter:        Stenzel (Senftenberg)
Zuschauer:             16.000

Wolf Hempel, Deutsches Sportecho, 24.03.1979