13. Spieltag 1978/79: FC Karl-Marx-Stadt - BFC Dynamo 1:2

BFC nahm auch letzte Hürde
Exakt in der 60. Minute war im temperamentvoll geführten Duell plötzlich die Luft raus - aus dem Ball, nicht jedoch aus dem Spiel. Mit neuer Kugel strebte die Partie vielmehr einer leidenschaftlichen Zuspitzung zu. Der Spitzenreiter gab sich nicht etwa mit dem bis dahin errungenen 1:1 zufrieden, obgleich das auch eine niederlagenfreie 1. Halbserie bedeutet hätte, er verstärkte vielmehr seine Anstrengungen und zog immer selbstbewußter seine Kreise. "Zur Pause mußte ich vor allem die zwei Vorderreihen zu mehr Aktivität, mehr Tempobeschleunigung und Laufarbeit auffordern", sagte uns später Trainer Jürgen Bogs. Und dieses Anziehen machte sich bemerkbar in Feldvorteilen.

Lauck, sehr zweikampfstark, kündigte mit einem Direktschuß nach Ecke, der den Außenpfosten streifte, das Siegestor an. das prompt eine Minute später folgte. Fest steht, daß 11.000 nicht enttäuscht den Heimweg antraten, obwohl sie nach den drei Punkten für den FCK aus den letzten beiden Spielen auch "zumindest ein Remis gegen den Spitzenreiter erwartet hatten" (der frühere Auswahlkapitän Dieter Erler). "Erfreulich, unsere Mannschaft gab nicht auf, bewies Moral und auch Können, als sie im kämpferischen Aufbegehren den BFC im Schlußteil förmlich belagerte. Da hatte sie das 2:2 verdient", sagte der Klubvorsitzende Hans Groschwald. Ja, wie der FCK noch einmal alles versuchte und alles riskierte, das trieb die Stimmung in der Arena auf den Höhepunkt.

Ein Mann, zeigte in dieser Schlußviertelstunde seine große Veranlagung - Bodo Rudwaleit. Vier, fünf brenzlige Situationen bereinigte er, oft nur noch mit den Fingerspitzen. Er fischte alles aus dem Gehäuse, Uhligs Kopfballaufsetzer, Lehmanns Volleyschuß, Sorges Hinterhaltrakete, und auch bei Bähringers Knallbonbon an die Lattenoberkante war der "Lange" da. Aber in welchem Maße der BFC innerhalb seiner tollen 1. Halbserie gewachsen, gereift und selbstbewußter geworden ist, das verriet er auch in der Drucksituation. Blitzschnelle Konter verschafften ihm selbst in diesen heiklen Minuten Chancen: Netz (76.) nach Doppelpaß mit Pelka schießt nur nicht konzentriert, Eigendorfs Kopfball (86.) ist nicht von schlechten Eltern, Jüngling (87.) spielt seine Möglichkeit etwas zaghaft nicht aus.

Die Schilderung verrät - diese Schlußviertelstunde glich einem offenen Schlagabtausch. "Wir hätten dem Spitzenreiter noch einen Punkt abknöpfen können, ja müssen" ärgerte sich Libero Peter Müller. Klar, das war in der Schlußphase möglich, aber unübersehbar doch, daß der BFC auf der 90-Minuten-Distanz im Spielaufbau aus der Abwehr besonders" (Manfred Kupferschmied) klare Vorteile besaß, auch wenn speziell Heydel, Eitemüller, Uhlig die BFC-Spitzen energisch und gleichwertig zum Kampf stellten. "Das 2:1 war, so schwer es erkämpft werden mußte, der Punkt aufs i unserer Serie", strahlte Rainer Troppa, der neben Ullrich, Rudwaleit zu den auffälligsten BFC-Akteuren gehörte.

FC Karl-Marx-Stadt:
Fichtner; P. Müller; Uhlig, Eitemüller, Heydel; Lehmann, Sorge, J. Müller; Bähringer, Richter (63. Günther), Ihle
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Albert Ullrich; Terletzki, Lauck, Eigendorf; Riediger, Pelka, Netz (82. Jüngling)

1:0 Ihle               ( 3.)
1:1 Lauck              (10.)
1:2 Riediger           (68.)

Schiedsrichter:        Henning (Rostock)
Zuschauer:             11.000

Horst Friedemann, Neue Fußballwoche, 16.12.1978