12. Spieltag 1978/79: BFC Dynamo - BSG Chemie Böhlen 6:0

Ungleiches Torhüter-Duell: Bott ständig unter Beschuß
Naß und dreckverschmiert begaben sich die Akteure nach dem Schlußpfiff in die Kabinen. Lediglich der Dreß von Torhüter Rudwaleit hatte keinen Fleck abbekommen. In den gesamten 90 Minuten brauchte der Berliner Schlußmann kein einziges Mal ernsthaft einzugreifen. Einziger Torschuß der Böhlener war ein Freistoß Zaniratos, der aber um einen Meter den Kasten verfehlte. In diesem ungleichen Torhüter-Duell stand dagegen Bott unter ständigem Beschuß. Seine Vorderleute waren nicht in der Lage, ihm bei dem Sturmlauf der Berliner etwas Arbeit abzunehmen. "Zwar sollte Havenstein das Mittelfeld verstärken, daß er aber so weit hinten spielte, war gegen unser Konzept", urteilte Böhlens Trainer Müller.

Doch auch mit einer massierten Abwehrkette, zeitweise lauerte nur Zaspel an der Mittellinie, kamen die Gäste unter die Räder. Das frühe Tor kam dem BFC in seiner Absicht, die Abwehr aufzureißen, entgegen. Bereits in der Anfangsphase aber waren die Nachteile der Böhlener an Technik, Schnelligkeit und Beweglichkeit augenscheinlich. Nur Ferl versuchte in einigen Aktionen, den Ball zu halten, somit wenigstens kleine Ruhepunkte im Spiel seiner Elf zu schaffen. Doch er war allein auf weiter Flur. So zogen die Dynamos immer uneingeschränkter ihre Kreise. Keiner hielt sich an seine Position, kamen auch beide Außenverteidiger oftmals in die torgefährliche Zone. Und nur Bott hatten es die Böhlener zu verdanken, daß die Niederlage nicht noch höher ausfiel.

Schüsse von Terletzki, Pelka und Riediger meisterte er mehrfach in ganz sicherer Manier. Es war beeindruckend, wie der BFC auf rutschigem Untergrund seine Kombinationen aufzog, jeder Spieler auch gedanklich seinem Kontrahenten überlegen war. Die Tore waren schließlich nur der Ausdruck der druckvollen Spielweise der gesamten Mannschaft. Dagegen konnte man die Spielzüge des Gastes, die nicht schon vor dem BFC-Strafraum abgefangen wurden, an den Fingern beider Hände abzählen. Der einzige Mangel im Spiel der Hauptstädter: Das halbe Dutzend Tore spiegelt nicht einmal die Überlegenheit des Spitzenreiters und Halbzeitmeisters wider.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Artur Ullrich; Lauck, Brillat, Terletzki, Troppa (72. Eigendorf); Riediger, Pelka, Jüngling (72. Netz)
BSG Chemie Böhlen:
Bott; Zanirato; Amler, Kunath (61. Chr. Müller), Tröger; Adamczak, Lisiewicz, Havenstein, Ferl; Zaspel, Hubert

1:0 Brillat            ( 9.)
2:0 Pelka              (32.)
3:0 Jüngling           (36.)
4:0 Havenstein         (51., Eigentor)
5:0 Terletzki          (62.)
6:0 Riediger           (70.)

Schiedsrichter:        Habermann (Sömmerda)
Zuschauer:             8.000

Andreas Baingo, Neue Fußballwoche, 09.12.1978