08. Spieltag 1978/79: FC Rot-Weiß Erfurt - BFC Dynamo 0:2

60 Minuten hindurch fast lehrbuchreif
Wer zur Zeit in der Oberligaspitze bleiben will, muß auch auswärts beide Punkte holen. Der BFC Dynamo tat dies am Sonnabend in Erfurt recht eindrucksvoll. "Es war 60 Minuten hindurch unsere bisher beste Auswärtspartie in dieser Saison", zog BFC-Cheftrainer Dr. Fuchs das Resümee. Eindeutige Vorteile in der Schnelligkeit - besonders wenn Riediger davonzog, sah die Erfurter Abwehr nur dessen Hacken -, in der Ballbehandlung und im Kopfballspiel ließen die Berliner zu blendenden Spielzügen kommen, die selbst beim Erfurter Publikum oft das Ah und Oh auslösten und die fast lehrbuchreif waren. Das Wörtchen "fast" hat dabei insofern seine Berechtigung, weil nach verwirrenden Direktkombinationen zu oft noch der krönende Abschluß fehlte.

Bis zur Pause standen Netz, Riediger, Pelka und Noack (großartig sein Offensivdrang) allein zehnmal Auge in Auge dem überragenden Erfurter Torhüter Benkert gegenüber, ohne ihn überwinden zu können. So reichte es nur zu einem Kopfballtor von Riediger nach Flanke von Eigendorf. In dieser Hinsicht müssen sich die BFC-Angreifer noch mehr Kaltblütigkeit und Raffinesse aneignen. "Wir brauchen noch zu viele Chancen für ein Tor", monierte auch Trainer Jürgen Bogs, der ansonsten den Angriffselan der gesamten Feldspieler lobte. Wie gefährlich es sein kann, auf dem schmalen Grad eines 1:0 zu wandeln, zeigte eine Situation in der ersten Halbzeit. H.-G. Schröder kam im BFC-Strafraum zu Fall. Lautstark wurde Strafstoß gefordert, dessen Verwandlung den Kampfnerv der Gastgeber angestachelt hätte.

Doch Schiedsrichter Peschel sah es so: "Schröder wollte gar nicht an den Ball, sondern suchte den Zusammenprall mit Eigendorf, um einen ´Elfer´ herauszuschinden." Als dann nach der Pause der Spitzenreiter die endgültige Entscheidung suchte, war es Netz, der nach einem Lattenschuß von Terletzki den Ball ins Erfurter Tor schlenzte. Obwohl die Gäste nun einen Gang zurückschalteten, kam ihre Abwehr kaum in Schwierigkeiten. "Unser Mittelfeld bot zu wenig Konstruktives", urteilte Erfurts Trainer Manfred Pfeiler. "Der Sieg der Berliner, die einen weitaus stärkeren Eindruck als Jena hinterließen, ist vollauf verdient." Das zeigten auch 13:5 Ecken für den BFC.

FC Rot-Weiß Erfurt:
Benkert; Egel; Becker (46. Linde), Göpel, Teich; Iffarth, Fritz, Goldbach; K. Schröder, Heun, H.-G. Schröder
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Brillat, Artur Ullrich; Terletzki, Troppa, Eigendorf; Riediger, Pelka, Netz

0:1 Riediger           (14.)
0:2 Netz               (59.)

Schiedsrichter:        Peschel (Radebeul)
Zuschauer:             14.000

Werner Fischer, Berliner Zeitung, 23.10.1978