07. Spieltag 1978/79: BFC Dynamo - FC Hansa Rostock 2:1

Makellose Bilanz war in Gefahr
Die Strecke Rostock-Berlin ist durch den Bau der Autobahn kürzer geworden. Am Sonnabend war auch der FC Hansa drauf und dran, die sportliche Entfernung zum BFC Dynamo zu verkürzen. In seinem 600. Oberliga-Punktspiel (229 Siege, 145 Unentschieden, 226 Niederlagen, 820:768 Tore) durfte er nach fünf aufeinanderfolgenden Niederlagen ausgerechnet beim Spitzenreiter auf einen Punktgewinn hoffen. Durch ein halbes Selbsttor, als Pelka und Littmann eine Ullrich-Eingabe gemeinsam über die Linie beförderten, zerplatzte jedoch diese Hoffnung. Den Gastgebern fiel dieser siebente Doppelpunktgewinn in ununterbrochener Folge sehr schwer. "Das war sicherlich unser schwächstes Spiel in dieser Saison. Aber in ein paar Tagen spricht niemand mehr darüber, zählt nur der Sieg: Und beim nächsten Mal werden wir bestimmt wieder stärker auftrumpfen", bemerkte Kapitän Frank Terletzki. Er, Lauck und Eigendorf drücken ja sonst immer dem Geschehen den Stempel auf, gestalten das Spiel nach ihrem Geschmack.

Davon war diesmal fast gar nichts zu spüren. Die Mittelfeldreihe vernachlässigte an diesem Tage ihre Deckungsaufgaben und erzielte nach vorn nur selten Wirkung, mußte sich mitunter von den sich mehrfach gut in Szene setzenden Schulz und Mischinger den Rang ablaufen lassen. Bei solch einem Handikap, dem Ausfall von Jüngling, der den Vorzug vor Sträßer erhalten hatte, und wenig Impulse aus der Abwehr heraus, wenngleich Noack mit einer imponierenden Leistung das 1:0 erzielte und Ullrich den Siegestreffer vorbereitete, läßt sich natürlich kein schwungvolles Angriffsspiel gestalten. Da konnten sich Netz, der sich mit Kische schöne Zweikämpfe lieferte, und Riediger noch so sehr mühen, die Gesamtwirkung blieb ziemlich gering. "Ein 2:0-Vorsprung hätte uns bestimmt etwas von der Beklemmung genommen", meinte Trainer Jürgen Bogs. Der war auch durchaus möglich. Aber Terletzki konnte zwei Minuten nach dem Führungstreffer eine Strafstoßchance (Foul von Kische an Netz) nicht nutzen, schoß den Ball über das Tor.

Ansonsten ergaben sich nur wenige Einschußmöglichkeiten (Netz, Riediger), da die Berliner an diesem Tag alle ihre Tugenden, die sie im bisherigen Saisonverlauf an die Tabellenspitze gebracht haben, vermissen ließen, aus der sonst so wirkungsvollen Mittelfeldreihe nicht ein einziges Mal gefährlich auf das Tor geschossen wurde, andere in aussichtsreichen Situationen den Mut zum Abschluß vermissen ließen (Jüngling, Noack). So konnten die Weinroten am Ende zufrieden sein, sich ihre makellose Bilanz bewahrt zu haben. Der FC Hansa hat nun schon den Rucksack von sechs aufeinanderfolgenden Niederlagen zu tragen. Er stellte sich jedoch in Berlin alles andere als zaghaft vor, versuchte das Tempo zu verschleppen und inszenierte vor allem über Schulz, den wirkungsvollsten Gästespieler, Mischinger und Jarohs einige erfolgverheißende Angriffe. Jarohs verfehlte mit einem Kopfball knapp das Ziel (16.), Schulz zwang Rudwaleit zur Parade (22.), und kurz vor Schluß vergab Kehl die Chance zum Ausgleich.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Brillat, Artur Ullrich; Terletzki, Lauck (76. Troppa), Eigendorf; Jüngling (64. Pelka), Riediger, Netz
FC Hansa Rostock:
Schneider; Seering; Kische, Wandke, Littmann; Schulz, Mischinger, Uteß; Kaschke, Jarohs, Kehl

1:0 Noack              (18.)
1:1 Littmann           (41.)
2:1 Pelka              (74.)

Schiedsrichter:        Kulicke (Oderberg)
Zuschauer:             13.000

Manfred Binkowski, Neue Fußballwoche, 07.10.1978