03. Spieltag 1978/79: BFC Dynamo - 1. FC Union Berlin 5:0

Die Favoritenwürde doch keine Bürde
Der BFC wollte vor Spielbeginn von einer Favoritenrolle nichts wissen, eingedenk der Tatsache, daß ein Lokalderby seine eigenen Gesetze habe. Diesmal traf das allerdings nicht zu, denn die Dynamo-Elf hatten den 1. FC Union in diesem 15. Oberliga-Treffen der beiden Ortsrivalen im Stadion der Weltjugend fast immer im Griff und ging schließlich als souveräner 5:0-Sieger vom Rasen. Lediglich in der Anfangsphase schien es so, als ob die Wuhlheider an diesem Tage zu einem ernsthaften Konkurrenten werden könnten. Schon nach 60 Sekunden zwang Jessa bei einem energischen Durchbruch Rudwaleit zu einer gedankenschnellen Parade, die zur ersten Ecke führte. Auch das frühe 0:1 - den Noack-Schuß von der Strafraumgrenze lenkte Union-Verteidiger Vogel noch ab - verkrafteten die Männer um Union-Kapitän Sigusch, ehe das 0:2 durch Netz nach 23 Minuten sie endgültig aus der Bahn warf.

Das Übergewicht der BFC-Mittelfeldachse wurde deutlich. Terletzki-Jessa, Lauck-Sigusch und Eigendorf-Hendel hießen die "Pärchen", aber die Dynamos spielten sich stets von neuem vom Mann frei, zumal sie auch die entsprechende Unterstützung in den eigenen Reihen fanden. Mannschaftsharmonie wurde dagegen beim 1. FC Union mit fortschreitender Zeit zum Fremdwort. So zog der BFC unangefochten seine Kreise, nahm dem Widersacher bald nach der Pause durch das 3:0 auch die Hoffnung auf den Anschlußtreffer. Die einst festgefügte Union-Verteidigung wankte bei den gegnerischen Vorstößen bedenklich. Selbst Standardsituationen zeigte sie sich nicht gewachsen. Beim 3:0 lenkte Wolf-Rüdiger Netz den von Terletzki getretenen Eckball mit dem Kopf über die Linie.

In die gleiche Falle tappte Union bei Tor Nr. 4: wieder Terletzki-Eckball, wieder Netz-Maßarbeit per Kopf. Union wirkte wie ein angeschlagener Boxer, war stehend k.o. Matthies komplizierte manche Szene durch falsches Abwehrverhalten. Gab es wirklich einmal einen Entlastungsangriff, erwies sich der freistehende Heine (genau wie vorher U. Netz) als zu unentschlossen, besaß kein Durchsetzungsvermögen. Nachdem Union mit mehr Glück als Geschick einen weiteren Verlusttreffer verhindert hatte, Papies (78.) auf der Linie in höchster Not rettete, mußte Matthies doch zum fünften Male hinter sich greifen. Erneut hieß der Torschütze Wolf-Rüdiger Netz, der diesmal die Vorarbeit von Terletzki dazu nutzte, um das Leder direkt einzuschießen. "Vier Tore in einem Oberligaspiel, das habe ich noch nie geschafft, drei waren es schonmal gegen Rostock", kommentierte der BFC-Stürmer seine nicht alltägliche Leistung.

BFC Dynamo:
Rudwaleit: Trieloff; Noack, Brillat, A. Ullrich; Noack, Eigendorf, Lauck, Terletzki; Netz, Pelka (46. Jüngling), Sträßer
1. FC Union Berlin:
Matthies; R. Rohde; Möckel, Papies, Vogel; Jessa, Hendel, Sigusch (67. Wirth); Heine, Netz, Paschek

1:0 Noack              ( 8.)
2:0 Netz               (23.)
3:0 Netz               (51.)
4:0 Netz               (68.)
5:0 Netz               (80.)

Schiedsrichter:        Stumpf (Jena)
Zuschauer:             32.000

Hans-Günter Burghase, Berliner Zeitung, 02.09.1978